Hausärzte sehen positive Haltung zur Organspende
Die Hausärzte machen eine hohe Bereitschaft zur Organspende in Deutschland aus. Etwa die Hälfte der Hausärzteschaft gibt einer Befragung des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit (Biög) zufolge an, dass ihre Patientinnen und Patienten einer Organ- und Gewebespende offen gegenüberstehen. Nur drei Prozent der 359 befragten Mediziner berichten von negativen Haltungen. Insgesamt geben laut Umfrage rund 82 Prozent der Hausärzte an, in den letzten zwei Jahren Informationsgespräche mit ihren Patienten zum Thema geführt zu haben.
Seit März 2022 können Hausärzte ihre Patienten als Kassenleistung alle zwei Jahre zur Organ- und Gewebespende beraten. „Die positiven Reaktionen von Patientinnen und Patienten auf die proaktive Ansprache durch die Hausärzteschaft zeigen, wie wichtig dieses Angebot ist“, sagte Biög-Leiter Johannes Nießen. Auch der Hausärzteverband wertete die Einführung der neuen Beratungsleistung zur Organspende als positiv. Allerdings beanspruche die Aufklärung „deutlich mehr Zeit als im Rahmen der Beratungsleistung vorgesehen“, monierte Verbandschef Markus Beier.
Die Einführung der ärztlichen Aufklärung zur Organspende als Kassenleistung war im Rahmen des Transplantationsgesetzes 2020 beschlossen worden. Daran war die Hoffnung geknüpft, die Zahl der Organspenden in Deutschland zu erhöhen. Unverändert blieb damals die Rechtslage, dass eine Organspende nur dann möglich ist, wenn die potenziellen Spender zu Lebzeiten eingewilligt oder deren nächste Angehörige zugestimmt haben. Die sogenannte Widerspruchslösung, wonach jeder, der zu Lebzeiten nicht aktiv eine Organspende ausschließt, automatisch als möglicher Spender gilt, fand 2020 keine Mehrheit im Bundestag. Im Juli 2024 startete der Bundesrat einen neuen Anlauf für die Einführung einer Widerspruchslösung, wie sie in vielen Ländern Europas gilt.
Deutschland zählt europaweit zu den Staaten, in denen am wenigsten Organe gespendet werden. Um dem entgegenzuwirken, wurde im vergangenen Jahr ein neues Online-Organspenderegister eingerichtet. Nach Angaben des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (Bfarm) haben sich 293.118 Menschen registriert, seit das Register am 18. März 2024 online ging. In Deutschland warten laut der „Deutschen Stiftung Organspende“ (DSO) mehr als 8.200 Menschen auf ein Organ. Dagegen spendeten lediglich 953 Menschen nach ihrem Tod Organe für eine Transplantation. Auch frühere Befragungen bestätigen eine große Zustimmung der Bevölkerung zur Organspende. Einer Biög-Umfrage vom Februar zufolge stehen 85 Prozent der Bürger einer Spende positiv gegenüber. (at)