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Herbstprognose: Zusatzbeitrag von bis zu 2,45 Prozent erwartet

15.10.2024 3 Min. Lesedauer

Den Versicherten der gesetzlichen Krankenkassen drohen wegen der angespannten Finanzlage massive Beitragserhöhungen im nächsten Jahr. Über die Höhe des Finanzbedarfs berät der Schätzerkreis aktuell in seiner jährlichen Herbstprognose. Zum Redaktionsschluss lagen noch keine Ergebnisse vor. Experten erwarten einen Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitrags von zurzeit 1,7 Prozent um 0,5 bis 0,75 Prozentpunkte.  

Dem Schätzerkreis gehören Experten des Bundesgesundheitsministeriums, des Bundesamts für Soziale Sicherung sowie des GKV-Spitzenverbandes an. Auf Grundlage seiner Prognose legt Gesundheitsminister Karl Lauterbach bis zum 1. November den durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz fest. Wie hoch der je zur Hälfte von Beschäftigten und Arbeitgebern zu tragende Beitrag dann tatsächlich ausfällt, legt jede Kasse je nach ihrer Finanzlage individuell fest. Hinzu kommt der gesetzlich festgeschriebene allgemeine Beitragssatz, der ebenfalls paritätisch finanziert wird. 

Nach jüngst veröffentlichten Zahlen des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-SV) stiegen die GKV-Leistungsausgaben im ersten Halbjahr 2024 noch stärker als im ersten Quartal, das Defizit summierte sich demnach auf über zwei Milliarden Euro im Halbjahr. Um im laufenden Jahr in der gesetzlichen Krankenversicherung auskömmlich finanziert zu sein, hätte der Zusatzbeitrag für 2024 nach Angaben von Verbandschefin Doris Pfeiffer bei zwei Prozent liegen müssen.

Indes versprach gestern Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD), dem Trend zu immer weiter steigenden Sozialbeiträgen entgegenzuwirken. Die Reformen der Ampelkoalition im Pflege- und Gesundheitswesen würden „dazu beitragen, die Beitragssätze zu stabilisieren“, sagte er dem Handelsblatt.

„Wir sehen schon seit drei Jahren überhaupt keine strukturellen Reformen, die angeschoben werden", betonte hingegen der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU, Tino Sorge, im ZDF. Wichtig sei, „dass wir nicht ein System haben, wo quasi ausschließlich an der Beitragsschraube gedreht wird“. 

Laut einer Studie der IKK gesund plus mussten die GKV-Mitglieder im vorigen Jahr 59,8 Milliarden Euro für versicherungsfremde Leistungen aufwenden. Das mache ein Fünftel der Ausgaben des Gesundheitsfonds aus und entspreche 2,54 Beitragssatzpunkten bei einem durchschnittlichen Beitragssatz von 16,3 Prozentpunkten, so die IKK gesund plus.

Langfristig wird die Unterdeckung der Krankenkassen nach Berechnungen der  Unternehmensberatung Deloitte sogar noch deutlich größer werden und bis 2050 auf mindestens 380 Milliarden Euro steigen. (bhu)