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Hoher Krankenstand plagt Firmen: Streit um Telefon-AU

20.06.2024 3 Min. Lesedauer

Der weiter hohe Krankenstand hat die Debatte um die telefonische Krankschreibung (Telefon-AU) neu befeuert. Wirtschaftsverbände machten diese für die hohen Fehlzeiten mitverantwortlich, Ärzte und Krankenkassen verteidigten dagegen die Regelung. Die hohen Ausfälle hätten „andere Gründe“, erklärte DAK-Chef Andreas Storm auf X. Dagegen forderte die Mittelstands- und Wirtschaftsunion (MIT) der CDU/CSU das Aus für die Telefon-AU. Der erneut hohe Krankenstand im ersten Quartal lasse auch „für dieses Jahr einen neuen Negativrekord erwarten“. Unterdessen meldete das Robert-Koch-Institut (RKI) wieder mehr Corona-Fälle. Der Anstieg bewege sich aber noch auf niedrigem Niveau, heißt es im neuen RKI-Wochenbericht.

Die MIT kritisierte, die Telefon-AU verleite Arbeitnehmer dazu, sich krankzumelden, auch wenn sie arbeitsfähig wären. Der Hausärzteverband wies dies zurück. Die Behauptung, Arbeitnehmer machten sich einen „schlanken Fuß“, könnten die Ärzte nicht bestätigen, sagte der Vorsitzende Markus Beier der „Ärzte-Zeitung“. Die Telefon-AU, in der Corona-Pandemie zunächst als Ausnahme eingeführt, gilt seit Dezember 2023 dauerhaft. Demnach können sich Versicherte maximal fünf Tage telefonisch krankschreiben lassen.

Deutschland sieht seit 2022 einen starken Anstieg der Krankmeldungen. Mit Corona zirkuliert nun ein weiteres Virus. Nach einer Herbst- und Winterwelle beobachten viele Länder aktuell auch wieder eine mehr oder minder leichte Sommerwelle. Als Treiber gelten die neuen Corona-Varianten KP.2 und KP.3. Zugleich schnellten laut einer neuen Studie weltweit seit Anfang 2022 auch andere Infektionskrankheiten hoch. Analysiert wurden Daten aus 44 Ländern zu 13 Erkrankungen wie Grippe, Masern, Keuchhusten und Tuberkulose. Experten vermuten als mögliche Gründe Impflücken und Nachholeffekte durch die Pandemie, aber auch den Klimawandel.

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geht zudem davon aus, dass allein in ihren 38 Mitgliedstaaten mindestens drei Millionen Menschen wegen Corona-Spätfolgen wie Long Covid dem Arbeitsmarkt fehlten. Andere müssten ihre Arbeitszeiten reduzieren. Insgesamt dürften in den OECD-Staaten mindestens 39 Millionen Menschen betroffen sein. „Die Kosten für Wirtschaft und Sozialsysteme sind dramatisch”, schreibt die OEDC in einem Bericht von Mitte Juni. Darin schätzt sie die Kosten für die OECD-Staaten auf 864 Milliarden bis eine Billion US-Dollar im Jahr. (cm)

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