AOK begrüßt Honorar-Einigung – nicht alle Ärzte zufrieden
Die weitgehend geräuschlos verlaufenen Honorarverhandlungen für den ambulanten Bereich sind abgeschlossen. Die Vergütung für die niedergelassenen Kassenärzte steigt im kommenden Jahr um rund 1,7 Milliarden Euro. Darauf einigten sich die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-SV). „Die Verhandlungspartner haben einen guten Ausgleich zwischen den Interessen der Beteiligten erreicht“, sagte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann. „Das ist alles andere als selbstverständlich angesichts einer Gesundheitspolitik, die ihre Versprechen zur Entlastung der gesetzlichen Krankenversicherung von versicherungsfremden Ausgaben nicht umsetzt und einfach zuschaut, wie sich die Finanzlage der GKV weiter zuspitzt.“
Der Bewertungsausschuss hatte sich gestern auf eine Erhöhung des Orientierungswertes (OW) um 3,85 Prozent auf 12,3934 Cent geeinigt. Der OW bestimmt die Preise für ärztliche und psychotherapeutische Leistungen. Insgesamt werden die gesetzlichen Krankenkassen für die ambulante Versorgung 2025 voraussichtlich circa 49 Milliarden Euro ausgeben. Außerdem wurde festgelegt, dass die Tarifverträge der Medizinischen Fachangestellten künftig regelhaft auf Basis der aktuellen Abschlüsse in den Honorarabschlüssen berücksichtigt werden.
Mit der Honorarerhöhung habe man auf die aktuelle Ausgabensituation in den Arztpraxen reagiert und die äußerst angespannte Finanzsituation der Kassen berücksichtigt, erklärte Stefanie Stoff-Ahnis, stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-SV. Sie führte kassenseitig die Verhandlungen. Jedoch müssten auch Inflation und Fachkräftemangel in Arztpraxen finanziell ausgeglichen werden. Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV, sieht in der Einigung „die gemeinsame Verantwortung von KBV und GKV in einem sehr schwierigen politischen Umfeld“. Sie sei kein Grund zum Jubeln und werde von vielen als unzureichend empfunden werden, sei aber ein deutliches Signal in Richtung Bundesgesundheitsminister. Die Selbstverwaltung habe „trotz schwieriger werdender finanzieller Rahmenbedingungen“ ihre Handlungsfähigkeit bewiesen, kommentierte Reimann das Ergebnis.
Deutliche Kritik kam vom Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschland (SpiFa). Die Steigerung von 3,85 Prozent decke den wirklichen Bedarf der Praxen bei Weitem nicht ab, monierte dessen Vorstandsvorsitzender Dirk Heinrich. Für den Virchowbund „führt dieses demotivierende Ergebnis zu einem Frühverrentungsprogramm für Praxisärzte“. „Unter dem Strich ist das zu wenig!“, zitierte die Ärzte-Zeitung die Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands, Nicola Buhlinger-Göpfarth. (bhu)