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Immer mehr Gewalt gegen Frauen – Schutz per Gesetz gefordert

19.11.2024 2:30 Min. Lesedauer

Frauen und Mädchen in Deutschland sind so häufig Gewalt ausgesetzt wie noch nie. Das belegt das erste Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ des Bundeskriminalamtes (BKA). Die Zahlen zeigten: „Gewalt gehört zum Alltag von Frauen. Das ist beschämend“, kritisierte Bundesfrauenministerin Lisa Paus (Grüne) heute bei der Vorstellung. Sie warb erneut für das Gewalthilfegesetz, das Leben retten werde. Nach dem Aus der Ampelregierung droht das Vorhaben im Bundestag zu scheitern. Auch Verbände sehen dringenden Handlungsbedarf.

Erstmals veranschaulichen Zahlen aus unterschiedlichen Datenquellen umfassend, dass Frauen und Mädchen in vielerlei Hinsicht von Straftaten und Gewalt betroffen seien. „Sie werden Opfer, weil sie Frauen sind“, konstatierte Bundesinnenministerin Nancy Faser (SPD). Die Daten stellten heraus, „dass Hass und Gewalt gegen Frauen ein zunehmendes gesellschaftliches Problem sind“, sagte BKA-Vizepräsident Michael Kretschmer. In allen Bereichen der geschlechtsspezifisch gegen Frauen begangenen Straftaten gebe es einen Anstieg. Zudem sei weiterhin von einer großen Dunkelziffer auszugehen, insbesondere bei häuslicher und digitaler Gewalt.

Zentrale Ergebnisse des Berichts: 2023 wurden 938 Mädchen und Frauen Opfer von versuchten oder vollendeten Femiziden. Das sei ein Anstieg um ein Prozent gegenüber dem Vorjahr. Damit entfallen mehr als ein Drittel aller Opfer von Tötungsdelikten auf diese Taten. Mit 25 Prozent sind die Angriffe auf Frauen und Mädchen in den sozialen Medien durch Cyberstalking oder Hasskommentare deutlich nach oben geschnellt. Mit mehr als 70 Prozent ist nach wie vor häusliche Gewalt das größte Problem.

Aufgrund der alarmierenden Entwicklung besonders häufig im Kontext von Partnerschaften forderte der Verein Frauenhauskoordinierung (FHK) heute die Bundestagsabgeordneten parteiübergreifend dazu auf, das Gewalthilfegesetz noch in diesem Jahr auf den Weg zu bringen. „Der Bruch der Regierungskoalition darf keine Absage an den Schutz von Frauen und Kindern bedeuten“, betonte FHK-Geschäftsführerin Sibylle Schreiber. Der Caritasverband forderte, das Gesetz auf die Prioritätenliste zu setzen. Ziel müsse es sein, „ein flächendeckendes und verlässlich finanziertes Netz aus Frauenhäusern, Fachberatungsstellen und Notrufangeboten zu garantieren“. Verlässliche Hilfe anzubieten, sei dringlicher denn je, unterstrich auch Gesundheitspolitikerin Maria Klein-Schmeink (Grüne) im Kurznachrichtendienst X. (imo)