Infektwelle bleibt auf hohem Niveau – Corona vor Grippe
Noch wenig Grippe, dafür aber viel Corona: Der Herbst beschert Deutschland weiter eine heftige Infektwelle. Vergangene Woche litten laut Robert-Koch-Institut (RKI) 6,8 Millionen Menschen an einer akuten Atemwegserkrankung – das waren mehr als in den Vorjahren zu dieser Zeit. Die Zahl schwerer Corona-Verläufe liegt aber weiter deutlich niedriger. Das geht aus dem neuen RKI-Wochenbericht hervor. Dominiert wird das Infektgeschehen aktuell durch Infektionen mit Schnupfenviren sowie Covid-19. Auch RSV-Infektionen zogen an. Influenzaviren sind noch eher selten unterwegs.
Auch die Zahl der Corona-Toten legte zu. Laut Pandemieradar wurden vergangene Woche 375 Corona-Tote registriert. Das waren 53 Prozent mehr als in der Vorwoche. Die Zahl der erwachsenen Corona-Intensivpatienten verdoppelte sich binnen eines Monats auf 878. Damit bleibt sie aber weit hinter Pandemie-Spitzenwerten von bis zu 5.700 Corona-Intensivpatienten zurück.
Die vorherrschende Variante ist dem RKI zufolge mit 53 Prozent EG.5, auch „Eris“ genannt. Die Mutante BA.2.86, Spitzname „Pirola“, legte auf knapp zehn Prozent zu. Die Nachfrage nach den angepassten Vakzinen bleibt schwach. In der EU sind die Corona-Booster von Biontech/Pfizer, Moderna und Novavax gegen die neueren Varianten zugelassen. Bei Moderna sieht die Kassenärztliche Bundesvereinigung aber ein Regressrisiko und rät von der Verordnung ab. Novavax ist noch nicht erhältlich.
Im vergangenen Herbst und Winter hatte Deutschland unter einer schweren Grippe- und RSV-Welle geächzt. Das spiegelt sich auch in der Todesursachenstatistik 2022 wider: Die Zahl der Sterbefälle durch Erkrankungen des Atmungssystems schnellte um 18 Prozent auf 67.633 hoch. Dabei sei allein die Zahl der an Grippe und Lungenentzündung Verstorbenen um rund 30 Prozent gestiegen, so das Statistische Bundesamt. Die Zahl der Corona-Todesfälle ging hingegen von 71.331 auf 52.357 zurück.
Insgesamt starben im vergangenen Jahr 1.066.341 Menschen in Deutschland - 4,2 Prozent mehr als 2021. Todesursache Nummer eins bleiben Herzkreislauf-Erkrankungen: Diese waren für jeden dritten Sterbefall verantwortlich. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will hier mit einer Präventions-Offensive gegensteuern. Laut einem ersten Impulspapier aus seinem Haus könnten Kinder ab fünf Jahren bei der Vorsorge auf Risikofaktoren wie erhöhte Lipidwerte getestet werden. Für Jugendliche und Erwachsene sollen nach Alter und Risiko gestufte Screenings folgen. (cm)