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IW-Studie zur Pflege: Leistungszuschläge nicht zielgenau

21.10.2024 3 Min. Lesedauer

Mehr als 70 Prozent der Rentnerhaushalte in Deutschland können sich trotz steigender Pflegekosten eine stationäre Pflege über mehrere Jahre leisten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln) im Auftrag des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV). Zuschläge der sozialen Pflegeversicherung (SPV) wirkten „wenig treffsicher“, provozierten einen „hohen fiskalischen Aufwand“ und erhöhten „die Finanzierungserfordernisse in der SPV“, so das IW-Fazit. Sie seien daher „aus ökonomischer Sicht“ ein „ineffizientes Umverteilungsinstrument“. Entsprechend rief der Vorsitzende des PKV-Verbandes, Thomas Brahm, die Politik dazu auf, „die Pflegeversicherung jetzt auf ein nachhaltig finanziertes und generationengerechtes Fundament zu stellen“.

Die Finanzierungspotenziale privater Haushalte berechnete das IW nach eigenen Angaben anhand von „fortgeschriebenen Einkommens- und Vermögensdaten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP)“. Dazu habe man die regional unterschiedlichen Eigenanteile an den stationären Pflegekosten einbezogen. Diese belaufen sich laut Wissenschaftlichem Institut der AOK (WIdO) auf im Schnitt 2.340 Euro im Monat.

Laut IW könnten 68,1 Prozent „der Haushalte mit einem Haupteinkommensbezieher im rentennahen Alter von 55 bis 65 Jahren“ die Kosten für stationäre Pflege für ein Jahr allein durch Auflösen ihres Vermögens finanzieren, bei fünf Jahren Heimaufenthalt könnten dies noch 53,7 Prozent. Zähle man etwa bei 66-Jährigen ein gleichzeitig noch erzieltes Einkommen hinzu, so komme man auf 71,9 Prozent der Haushalte, die Vollzeit-Pflege für ein Jahr aus eigenen Mitteln bezahlen könnten.

Sei der „Haushaltsvorstand“, so das IW, 75 Jahre und älter, könnten je nach Aufenthaltsdauer 62,2 Prozent (für ein Jahr) beziehungsweise noch 47,5 Prozent (für fünf Jahre) eine stationäre Pflege aus eigenem Vermögen finanzieren. Voraussetzung sei, dass die Betroffenen auf Einkommen und Vorsorgevermögen zurückgriffen, etwa die selbstgenutzte, abbezahlte  Wohnimmobilie. Der Wert der Immobilie ließe sich selbst dann „mobilisieren“, wenn der Ehepartner darin lebe. Die Autoren räumen ein, dass das sozialpolitisch vielleicht nicht gewollt sei.

Carola Reimann, Vorsitzende des AOK-Bundesverbandes, fordert wie andere auch seit langem, eine Entlastung der SPV unter anderem durch eine Finanzierung der versicherungsfremden Leistungen aus Steuermitteln. (sg)