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Private Pflegezusatzversicherungen bleiben die Ausnahme

27.03.2025 2 Min. Lesedauer

Trotz steigender Belastungen durch Eigenanteile ist die Nachfrage nach privaten Pflegezusatzversicherungen (PZV) in Deutschland gering. Nach einer aktuellen Übersicht des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) verfügt in der sozialen Pflegesicherung (SPV) nur jeder Zwanzigste über eine ergänzende Absicherung für den Pflegefall. In der privaten Pflegeversicherung trifft dies dagegen auf jeden Dritten zu. Der stellvertretende WIdO-Geschäftsführer David Scheller-Kreinsen warnte angesichts der Zahlen insbesondere jüngere Menschen davor, das Pflegerisiko im Alter zu unterschätzen.

Die durchschnittliche Gesamtbelastung der Bewohnerinnen und Bewohner von Pflegeheimen beträgt nach Analysen des WIdO inzwischen mehr als 2.400 Euro monatlich. „Das sollte eigentlich eine gute Motivation sein, dennoch werden kaum PZVs abgeschlossen“, erläuterte Scheller-Kreinsen im Interview mit dem AOK-Fachdienst Prodialog. Bislang würden Zusatzversicherungen vor allem von Privatversicherten und Gutverdienern abgeschlossen. Laut WIdO-Übersicht verfügten 2022 rund 4,2 Millionen Menschen über eine ergänzende Absicherung. Das entspricht etwa fünf Prozent der Bevölkerung.

Personen mit hohem Pflegerisiko würden sich überproportional häufig für eine PZV entscheiden, erläuterte der WIdO-Vize. Dies führe „zu sehr hohen Prämien“, was wiederum das Gros der Versicherten abschrecke. Im Fall der Einführung einer verpflichtenden Pflegezusatzversicherung sei deshalb ein Sozialausgleich nötig, der sich „wohl in einem mittleren einstelligen, eventuell auch zweistelligen, Milliardenbereich bewegen müsste“. Eine obligatorische PZV sei allerdings „kein kurzfristig realisierbares Vorhaben“, betonte Scheller-Kreinsen.

Bei den Koalitionsverhandlungen von Union und SPD hatte sich die Arbeitsgruppe Gesundheit und Pflege für eine schnelle Pflegereform ausgesprochen. Sie müsse das System „einfacher, flexibler und bezahlbarer“ machen. Es gelte, pflegebedingte Eigenanteile zu begrenzen, pflegende Angehörige zu stärken und bestehende Leistungen zu bündeln. Eine Bund-Länder-Expertengruppe solle noch in diesem Jahr eine „Strukturreform“ vorbereiten, heißt es in dem gestern bekannt gewordenen Arbeitsgruppenpapier.

Über die Zukunft der vor 30 Jahren eingeführten Pflegeversicherung diskutieren am heutigen Donnerstagabend Experten aus Wissenschaft und Politik bei den „Rosenthaler Gesprächen“ des AOK-Bundesverbandes. Mit dabei ist auch der Vorsitzende des Gemeinsamen Bundesausschusses, Josef Hecken. (ts)

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