KBV mahnt ausreichende ePA-Tests vor Rollout an
Das elektronische Rezept und die digitale Krankmeldung (eAU) haben sich im ärztlichen Praxisalltag etabliert. Inzwischen nutzen rund 95 Prozent der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte diese Anwendungen. Das geht aus dem heute von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) veröffentlichten „Praxisbarometer 2024“ zum Stand der Digitalisierung hervor. Der Einführung der elektronischen Patientenakte (ePA) für alle sähen die Niedergelassenen allerdings „mit gemischten Gefühlen entgegen“, sagte KBV-Vorstandsmitglied Sibylle Steiner. Ohne erfolgreiche Tests dürfe die flächendeckende Einführung nicht starten. In der Pflicht sieht die KBV auch die Anbieter von Praxisverwaltungssystemen (PVS).
Der ePA-Einsatz soll im Januar zunächst in Modellregionen in Franken, Hamburg und in Nordrhein-Westfalen getestet werden. Abhängig von den Ergebnissen will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) entscheiden, ob die bundesweite Umsetzung schon Mitte Februar beginnen kann. Die KBV sorgt sich insbesondere um das Integrieren der ePA in die rund 100 verschiedenen PVS. „Die Hersteller haben uns signalisiert, dass sie derzeit die Umsetzung in ihren PVS noch nicht ausreichend testen können“, erläuterte Steiner. „Den Rollout ab 15. Februar sehen sie kritisch. Einiges spricht dafür, das erst ab dem zweiten Quartal zu machen.“
Laut Praxisbarometer erwarten rund 90 Prozent der Praxen einen „hohen Verwaltungs- und Zeitaufwand“ durch die ePA. Viele hätten noch die Probleme bei der Einführung von E-Rezept und eAU vor Augen, erläuterte Steiner. Die ePA müsse deshalb „ausreichend erprobt, nutzerfreundlich umgesetzt und aufwandsarm in der Anwendung sein“. Die KBV forderte zudem ein schnelles Einbeziehen von Krankenhäusern, Pflege und anderen Gesundheitsberufen in die ePA-Anwendung. Die digitale Kommunikation mit den Krankenhäusern hinke schon jetzt hinterher, beklagte Steiner.
Generell belegt die inzwischen siebte Praxisbefragung zum IT-Einsatz durch das Iges-Institut für die KBV sowohl eine weiter zunehmende Digitalisierung der Kommunikation zwischen Ärzten als auch bei Angeboten für Patienten. Darunter fallen Rezept-Bestellungen, Terminvereinbarungen, das Verordnen digitaler Gesundheitsanwendungen oder Videosprechstunden. Als größte Hemmnisse, aber mit sinkender Tendenz gegenüber den Vorjahren, nannten die 2.609 befragten Ärzte und Psychotherapeuten mehrheitlich den großen Anpassungsbedarf, ein ungünstiges Kosten-Nutzen-Verhältnis, Störanfälligkeit und mangelnde Nutzerfreundlichkeit von Anwendungen. (toro)