Deutschland muss Gesundheit im Schulalltag stärker fördern
Deutschland muss mehr für die Gesundheit seiner Schülerinnen und Schüler tun. Das ist das Fazit des diesjährigen Kindergesundheitsberichts der Stiftung Kindergesundheit. „Schulen sind zentrale Lebensräume; ein gesundes Kind lernt besser“, sagte der Stiftungsvorsitzende Berthold Koletzko heute bei der Vorstellung des Berichts. Die Experten empfehlen unter anderem die Förderung von Gesundheitskompetenz, den breiten Einsatz von Schulgesundheitsfachkräften, gesundes, kostenloses Schulessen und mehr Bewegung im Schulalltag. „Schule muss eine umfassende Gesundheitsbildung anbieten“, betonte Koletzko. Deutsche Schülerinnen und Schüler seien europaweit Schlusslicht in puncto Gesundheitskompetenz.
Nur 13 Prozent wiesen laut Weltgesundheitsorganisation WHO eine hohe Kompetenz auf, bemängelte Koletzko. So schlecht schneide nur noch Belgien ab; alle anderen Länder in Europa hätten bessere Ergebnisse vorzuweisen. WHO-Experte Martin Weber hob Finnland hervor, wo etwa klare Lernziele je nach Klasse vorgegeben seien. Auch in Deutschland gebe es gute Ansätze, sagte Weber, doch „was oft fehlt, ist die Umsetzung in der Fläche“. Heidrun Thaiss, Präsidentin der Deutschen Gesellschaft für Sozialpädiatrie und Jugendmedizin (DGSPJ), kritisierte die „Projektitis“ in Deutschland. Isolierte Projekte hier und dort könnten eine systematische Gesundheitsförderung in den Schulen nicht ersetzen, unterstrich die Kinderärztin.
Der Bericht malt ein wenig erfreuliches Bild von der Gesundheit deutscher Schüler: Etwa 15 Prozent der Kinder und Jugendlichen seien übergewichtig, nur knapp elf Prozent der Mädchen und 21 Prozent der Jungen erreichten die WHO-Bewegungsempfehlung von einer Stunde pro Tag. Etwa 200.000 Kinder und Jugendliche seien chronisch krank oder schwerbehindert und bis zu 20 Prozent der Schüler hätten psychischen Behandlungsbedarf.
Angesichts dieser Situation spricht sich die Stiftung für eine engmaschige Betreuung der Schulen durch Psychologen und Gesundheitsfachkräfte aus. In ganz Deutschland gebe es nur 140 Schulgesundheitsfachkräfte in Modellprojekten, legte Koletzko dar. Diese vermittelten nicht nur Gesundheitskompetenz, sondern dienten auch als Anlaufstellen für Schüler und Lehrer bei akuten oder chronischen Gesundheitsproblemen. Durch ihren Einsatz könnten zudem Kosten eingespart werden. Allerdings bestehe in Deutschland nach Einführung der generalistischen Pflegeausbildung ein Mangel an Kinderfachkrankenpflegekräften. Statt 2.000 pro Jahr würden im Moment nur 400 ausgebildet. Hier müsse dringend gegengesteuert werden. (at)
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