Klinik-Atlas steht auch nach Neustart weiter in der Kritik
Auch nach dem Neustart reißt die Kritik an dem überarbeiteten Bundes-Klinik-Atlas von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) nicht ab. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) nannte das Projekt „endgültig gescheitert“. Die neue „Light Version“ helfe Patienten nicht weiter. Der Berufsverband Deutscher Internistinnen und Internisten (BDI) forderte, das Suchportal vorerst ganz abzuschalten. Ähnlich äußerte sich die Stiftung Patientenschutz. Das Verzeichnis stelle für Suchende keine Hilfe dar, meinte Vorstand Eugen Brysch.
Nach heftiger Kritik war der Klinik-Atlas gestern in einer generalüberholten und abgespeckten Version neu gestartet. Statt 23.000 Eingriffen und Behandlungen umfasst er nun vorerst noch 22 besonders häufige „Versorgungsanlässe“, hinter denen eine Vielzahl von Eingriffen stehen.
Damit sei der Klinik-Atlas für Patienten übersichtlicher und leichter nutzbar, begründete Lauterbach das Update auf X. Auf der Startseite finden Nutzer nun sieben Überbegriffe wie „Herz“, „Lunge“, „Krebs“ und „Gefäße“. Dahinter öffnen sich als Unterkategorien die vorerst 22 gelisteten Versorgungsangebote. Die Krankheiten und Eingriffe würden jetzt schrittweise erweitert, schilderte Lauterbach. „Bald kommen Qualitätsindikatoren und Leistungsgruppen und Level der Kliniken dazu…“ Der Mitte Mai gestartete Klinik-Atlas soll Patienten helfen, für ihre Erkrankung die beste unter den 1.700 Kliniken zu finden.
Von Anfang an hagelte es jedoch Kritik. Klinikträger, Ärzte und Bundesländer monierten, der Atlas strotze vor Fehlern und sei wenig übersichtlich. Zudem gebe es längst deutlich bessere Klinik-Suchportale. Auch die neue Version stieß prompt auf Protest. BDI-Präsidentin Christine Neumann-Grutzeck sprach von einem „schlecht umgesetzten Digitalprojekt“. Der Atlas sei nun so simplifiziert, dass er „keinerlei Nutzen“ mehr für Patienten habe. „Der Klinik-Atlas muss sofort abgeschaltet, grundlegend überarbeitet und erst dann den Patientinnen und Patienten zur Verfügung gestellt werden.“
Die DKG nannte den Atlas ein „tragisches Beispiel für ein völlig gescheitertes Produkt auf Kosten des Steuerzahlers, das im schlimmsten Fall Patientinnen und Patienten in die Irre leitet“. Zentrale Fehler bei der Suche seien nicht abgestellt, so DKG-Chef Gerald Gaß. In der neuen „Light Version“ fehlten zudem hoch relevante Behandlungsangebote etwa zu Herzinsuffizienz, Bluthochdruck, COPD, Nieren- und Lebererkrankungen und vielem mehr. „Ganze 22 Erkrankungen listet dieser Atlas auf – dem stehen rund 23.000 Behandlungen gegenüber, die in deutschen Krankenhäusern möglich sind.“ (cm)
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