Update

Steigende Beitragssätze: Krankenkassen sehen politisches Versagen

13.12.2024 3 Min. Lesedauer

Für 2025 rechnen die gesetzlichen Krankenkassen mit teils deutlichen Beitragssatzsprüngen. „Zum Jahreswechsel wird es für Beitragszahler und Arbeitgeber richtig happig“, sagte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, G+G. Die vom Bundesgesundheitsministerium festgelegte Anhebung des durchschnittlichen Zusatzbeitrags um 0,8 Prozentpunkte werde „nicht überall ausreichen“. Auch der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung (GSV-SV) warnte, die Kassen stünden im kommenden Jahr unter einem „drastischen Erhöhungsdruck“.

Reimann sieht die Verantwortung bei der Politik. Diese habe „die Kassenrücklagen abgeschmolzen und immer mehr Instrumente zur Ausgabensteuerung abgeschafft“. Gleichzeitig weise die Entwicklung bei den Ausgaben steil nach oben. Die Finanzaussichten der Kassen schätzt die Vorständin für 2025 daher als „trübe“ ein. Das habe bereits das Defizit von 3,7 Milliarden Euro im dritten Quartal 2024 deutlich gemacht. Die Sanierung der Kassenfinanzen gehöre „ins Sofortprogramm einer neuen Regierung“. Der Bund müsse endlich Finanzverantwortung zeigen und alle versicherungsfremden Leistungen vollständig aus Steuermitteln finanzieren.
 
Mit der anstehenden Beitragssatzerhöhung würden Versicherte und Arbeitgeber „zunehmend an ihre Grenzen gebracht“, kritisierte GKV-SV Vorstandschefin Doris Pfeiffer in der „Augsburger Allgemeinen“. Es sei „unerklärlich“, dass „die Gesundheitspolitik der sich immer schneller drehenden Beitragsspirale tatenlos zuschaut“. Die meisten Krankenkassen hätten keine Reserven mehr, „um Beitragssteigerungen im nächsten Jahr zu vermeiden oder auch nur abzumildern“.
 
Unterstützung kam von der Opposition: „Der Bund muss endlich die versicherungsfremden Leistungen erstatten und darf nicht länger tatenlos zuschauen“, schrieb der CSU-Fraktionschef im Bayerischen Landtag, Klaus Holetschek, auf X. Steigende Krankenkassenbeiträge seien „Gift für das Vertrauen in Politik und Sozialstaat“. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach erklärte auf X, ein weiterer Anstieg der Beiträge sei nur durch Strukturreformen wie die auf den Weg gebrachte Krankenhausreform zu stoppen. In der Vergangenheit seien wichtige Änderungen „verpasst“ worden.  
 
Mit der angekündigten Erhöhung des Zusatzbeitrags auf 4,4 Prozent erreicht die Knappschaft-Krankenkasse 2025 den bundesweiten Rekordbeitragssatz von 19 Prozent. Er übersteigt den Beitragssatz zur gesetzlichen Rentenversicherung von 18,6 Prozent. (at)

Pflichtfelder sind gekennzeichnet.

Beitrag kommentieren

Alle Felder sind Pflichtfelder.

Datenschutzhinweis

Ihr Beitrag wird vor der Veröffentlichung von der Redaktion auf anstößige Inhalte überprüft. Wir verarbeiten und nutzen Ihren Namen und Ihren Kommentar ausschließlich für die Anzeige Ihres Beitrags. Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht, sondern lediglich für eventuelle Rückfragen an Sie im Rahmen der Freischaltung Ihres Kommentars verwendet. Die E-Mail-Adresse wird nach 60 Tagen gelöscht und maximal vier Wochen später aus dem Backup entfernt.

Allgemeine Informationen zur Datenverarbeitung und zu Ihren Betroffenenrechten und Beschwerdemöglichkeiten finden Sie unter https://www.aok.de/pp/datenschutzrechte. Bei Fragen wenden Sie sich an den AOK-Bundesverband, Rosenthaler Str. 31, 10178 Berlin oder an unseren Datenschutzbeauftragten über das Kontaktformular.