Krankenstand ist erstmals wieder leicht rückläufig
Der Krankenstand in Deutschland ist 2024 wieder leicht gesunken. Dies geht aus heute veröffentlichten Zahlen zweier Krankenkassen hervor. So zeigt eine Iges-Analyse für die DAK Gesundheit im Vergleich zu den beiden Vorjahren einen Rückgang um 0,1 Prozentpunkte auf 5,4 Prozent. Auch die Techniker (TK) berichtete von etwas niedrigeren Krankenständen. DAK-Vorstandschef Andreas Storm bezeichnete die Entwicklung als „ein erstes positives Signal“. „Ob daraus eine Trendwende wird, werden die nächsten Jahre zeigen.” Bei der Einschätzung des Krankenstandes solle vorsichtig und sachlich diskutiert werden. Vergleiche seien schwierig. TK-Chef Jens Baas erklärte, „die aktuelle Debatte über den hohen Krankenstand und mögliche Lösungen geht in die falsche Richtung“.
Für die Iges-Analyse wertete die DAK Daten von mehr als 2,4 Millionen bei ihr versicherten Beschäftigten aus. Sie hatten 2024 pro Kopf durchschnittlich 19,7 Fehltage, 2,3 Prozent weniger als 2023. Die Ausfalltage durch Atemwegsbeschwerden und Muskel-Skelett-Erkrankungen gingen demnach um acht beziehungsweise sechs Prozent zurück. Dagegen wurden wegen psychischer Erkrankungen wie Depressionen 5,7 Prozent mehr Fehltage registriert.
Eine ähnliche Entwicklung zeigen die TK-Daten. Demnach war 2024 jede dort versicherte Erwerbsperson durchschnittlich 19,1 (Vorjahr 19,4) Tage krankgeschrieben. Mit 5,23 (Vorjahr 5,31 Prozent) stagniere der Krankenstand auf einem hohen Niveau. Krankschreibungsdiagnose Nummer eins seien nach wie vor Erkältungskrankheiten, gefolgt von psychischen Erkrankungen und Krankheiten des Muskelskelettsystems.
Einen statistischen Rekordkrankenstand in den Vorjahren erklärte die DAK mit einem Anstieg der registrierten Ausfallzeiten infolge eines neuen elektronischen Meldeverfahrens von 2021 auf 2022. Seitdem seien die Schwankungen gering. Entsprechend sehe das Iges-Institut europäische Vergleiche, nach denen Deutschland bei den Fehltagen an der Spitze der EU stehe, als problematisch an. „Nach einer Sonderanalyse für die DAK-Gesundheit ist eine Vergleichbarkeit der in Europa vorliegenden amtlichen Krankenstands-Daten nicht gegeben.“ Allerdings zeige die OECD-Studie zu den wöchentlichen Arbeitszeitausfällen, dass sich Deutschland im oberen Mittelfeld bewege. „Es gibt also durchaus noch einen Handlungsbedarf beim Krankenstand”, so DAK-Chef Storm. Zur Diskussion um Fehlzeiten sagte TK-Chef Baas, „statt über Ad-hoc-Lösungen für Beschäftigte mit kurzen Fehlzeiten zu diskutieren, sollten Arbeitgeber vielmehr die Langzeiterkrankten in den Fokus rücken“. (ter)