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Forscher: Krankheitslast durch Lärm wird unterschätzt

24.04.2024 2 Min. Lesedauer

Die Gesundheitsgefahren durch Lärm, insbesondere Straßenlärm, werden weiter unterschätzt. Darauf wiesen Organisationen und Experten zum heutigen „Tag gegen den Lärm“ hin. Allein in Europa gingen laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) jährlich 1,6 Millionen gesunde Lebensjahre durch Lärm verloren, berichtete der Kardiologe und Lärmforscher Thomas Münzel von der Universitätsmedizin Mainz. Lärm erhöhe nicht nur das Risiko für zerebrale Leiden bis hin zu Demenz, sondern auch für Herzkreislauf-Erkrankungen bis hin zu Herzinfarkt oder Schlaganfall. Schon nach wenigen Stunden Lärmstress zeigten sich bei Menschen und Tieren in Gefäßen und Gehirn Entzündungen.

Münzel forderte, Lärm als wichtigen Risikofaktor für Herz-Kreislauf-Erkrankungen anzuerkennen. Lärm sei nach der Luftverschmutzung die zweitgrößte umweltbedingte Ursache für Gesundheitsprobleme, so der Experte. Laut Daten der europäischen Umweltagentur EEA seien fast 140 Millionen EU-Bürger zu hohen Pegeln an Straßen-, Flug- oder Bahnlärm ausgesetzt. Als Limit gelten 55 Dezibel. Einer US-Studie zufolge könne schon eine Absenkung um fünf Dezibel Krankheitskosten von 3,9 Milliarden US-Dollar sparen. Die Lärmpegel ließen sich mit einer Reihe von Maßnahmen senken. Neben Lärmschutzwänden nannte Münzel vor allem Tempolimits: „Wenn man schnell etwas erreichen will, ist die Geschwindigkeitsreduktion mit Abstand das beste Tool.“

Münzel verwies darauf, dass immer mehr Menschen in Städten wohnen. Daher müsse das „Design einer herzgesunden Stadt“ das Ziel sein. Das umfasse neben Schutz vor verpesteter Luft und Hitze auch den Schutz vor Lärm. Laut Deutscher Umwelthilfe (DUH) sind allein in Deutschland 16 Millionen Menschen von krankmachendem Lärm betroffen. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch forderte ein generelles Tempolimit von 30 Kilometer pro Stunde in allen Ortschaften sowie verschärfte Lärmgrenzwerte für Fahrzeuge. Zudem brauche es verbindliche Lärmgrenzwerte an Straßen, die auch „gerichtlich einklagbar sind“.

Der 1996 ins Leben gerufene „Tag gegen den Lärm – International Noise Awareness Day“ soll auf die Gefahren von Lärm aufmerksam machen. In Deutschland findet er seit 1998 statt und wird vom Akustiker-Dachverband Dega getragen. Unterstützt werden die Aktionen unter anderem vom Umweltbundesamt. (cm)

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