Krankheitswelle bremst auch Wirtschaft – Scholz mit Corona infiziert
Eine Woche vor Weihnachten will die heftige Krankheitswelle nicht abebben. Kitas, Schulen, Firmen und Handel kämpfen zusehends mit Personalausfällen. In Brandenburg gingen Dutzende Schulen laut Medienberichten nun in den Notbetrieb. Auch aus anderen Bundesländern werden Stunden- und Unterrichtsausfälle berichtet. Bei Bussen und Bahnen gibt es Engpässe. Bald jeder zehnte Bürger leidet laut Robert-Koch-Institut (RKI) an einem Atemwegsinfekt. Hauptreiber ist Corona. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz erwischte es nun wieder. Er musste heute wegen einer Corona-Infektion Termine absagen.
Der hohe Krankenstand bremst auch die Wirtschaft. Die AOK Baden-Württemberg zählte in den ersten Novemberwochen gut ein Viertel mehr Krankschreibungen wegen Atemwegsinfekten bei werktätigen Versicherten als vor einem Jahr. Bereits in 2022 dürfte der ungewöhnlich hohe Krankenstand Deutschland 0,7 bis 1,1 Prozent an Wertschöpfung gekostet haben, ergab eine Analyse des Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IFW Kiel). Sollte der Krankenstand dieses Jahr erneut ähnlich hohe Werte erreichen, wären auch Effekte in ähnlicher Größenordnung zu erwarten, sagte IFW-Experte Dominik Groll nun G+G.
Im vergangenen Jahr hatte vor allem eine schwere Grippe- und RSV-Welle den Krankenstand hochgetrieben. In diesem Jahr heizt hingegen bisher vor allem Corona das Infektgeschehen an. Laut Hochrechnungen aus dem Grippeweb stieg die Corona-Inzidenz binnen einer Woche weiter von 2.300 auf nun 2.500 Fälle pro 100.000 Einwohner. Dabei verdrängt der „Pirola“-Ableger JN.1 zusehends die bisher dominanten XBB-Linien. Der Anteil von JN.1 schoss laut RKI binnen einer Woche von knapp 17 auf 30 Prozent Anfang Dezember hoch. Laut ersten Labortests könnte die Variante den Antikörper-Schutz aus Impfung oder früheren Infektionen teilweise unterlaufen.
Die Virologin Isabella Eckerle warnte auf X vor der Annahme, dass das Immunsystem „häufige“ Infektionen brauche. Sie riet zu Tests, Lüften sowie Maske „in großen Menschenansammlungen“. Auch sollten Risikogruppen sich boostern lassen. Laut Divi-Intensivregister stieg die Zahl der erwachsenen Corona-Intensivpatienten in einem Monat von 899 auf heute 1.248. Zugleich läuft die RSV-Welle, die vor allem für Kleinkinder gefährlich ist. Laut RKI-Stichprobe führt Corona die Infekt-Hitliste derzeit mit einem Anteil von 24 Prozent an, gefolgt von Rhinoviren, also Schnupfenerregern, mit 19 Prozent. Auf RSV entfielen zuletzt 13 Prozent der Proben und auf Grippe sechs Prozent. (cm)