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Kritik an Arzt-Wartezeiten – BMG gegen Zusatzversicherung

12.08.2024 3 Min. Lesedauer

Die Wartezeiten auf Arzttermine für gesetzlich Versicherte sorgen weiter für Debatten. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte mehr Transparenz bei der Terminvergabepraxis. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) müsse „Licht ins Dunkel des Praxismanagements zu bringen“, sagte Vorstand Eugen Brysch der „Evangelischen Zeitung“. Die Krankenkasse IKK brachte eine private Zusatzversicherung für Facharzt-Behandlungen ins Spiel. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) lehnte dies entschieden ab.

„Am Patientenschutztelefon häufen sich Rückmeldungen zu langen Wartezeiten für Kassenpatienten bei Fach- und Hausarztkonsultationen“, erklärte Brysch. Kassenpatienten würden Berichten zufolge abgewiesen. Damit klar werde, wie viele Arztpraxen an ihrer Belastungsgrenze seien, sollte das BMG alle zwei Jahre einen Bericht zur Terminvergabe in den Praxen vorlegen.

Der Chef der IKK Innovationskasse, Ralf Hermes, forderte in der „Bild“-Zeitung eine zusätzliche private Zusatzversicherung für Facharztbesuche. „Bisher können gesetzlich Versicherte so oft sie wollen zum Arzt – bis die Gesundheitskarte glüht. Wir können uns dieses Flatrate-Modell nicht mehr leisten.“ Für teure Behandlungen über 2.000 Euro soll laut Hermes weiterhin die gesetzliche Versicherung einspringen, unter 2.000 Euro die private Versicherung. „Das würde die Zahl der unnötigen Facharzt-Besuche reduzieren.“

Dieser Vorschlag stehe nicht zur Debatte, erwiderte BMG-Sprecher Sören Haberlandt. Es sei dem Minister jedoch ein wichtiges Anliegen, den Zugang von Patientinnen und Patienten zur ärztlichen Versorgung zu verbessern. Haberlandt verwies dabei auf die Reform der Neupatientenregelung, mit der Ärzte höhere Zuschläge bei der Vermittlung von Terminen erhielten.

Der Spitzenverband Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands (Spifa) verlangte ein Ende der Budgets für fachärztliche Leistungen. Sollte die Ampelkoalition hier untätig bleiben, würden „Wartezeiten von einem halben Jahr und mehr zur Regel werden“, sagte Spifa-Chef Dirk Heinrich. Der Vorsitzende des Bayerischen Hausärzteverbands, Wolfgang Ritter, macht dagegen eine „komplette Fehlsteuerung im System“ für knappe Facharzttermine verantwortlich. Mit einem hausärztlichen Primärversorgungssystem könnten Patienten besser geleitet werden, sagte Ritter im „Bayerischen Rundfunk“. Auch die AOK macht sich für eine hausarztzentrierte Versorgung stark. (at)