Lauterbach: Möglichkeiten für US-Forscher hierzulande prüfen
Angesichts geplanter Kürzungen für die biomedizinische Forschung in den USA will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach amerikanische Wissenschaftler nach Deutschland locken. „Wenn in den USA solche Forschung nicht mehr gefördert würde, wäre es nicht dumm, ihre Möglichkeiten in Deutschland zu prüfen“, schrieb der SPD-Politiker auf X. „Auf ihre Arbeit kann nicht verzichtet werden.“
Lauterbach bezog sich auf eine Warnung der Immunologin Akiko Iwasaki von der Yale School of Medicine, die geplanten Kürzungen würden sich nachteilig auf die biomedizinische Forschung auswirken. Mit den Mitteln werde das „ Rückgrat der Forschung“ finanziert, schrieb die renommierte Long-Covid-Forscherin auf X. Dies sei „für bahnbrechende Entdeckungen unerlässlich“.
Am Freitag hatte die US-Regierung unter Präsident Donald Trump bekanntgegeben, dass der Zuschuss der National Institutes of Health (NIH) an Universitäten, Krankenhäusern und Forschungsinstituten für indirekte Kosten auf 15 Prozent gedeckelt wird. Das NIH ist der weltweit größte Geldgeber für biomedizinische Forschung. Im Jahr 2023 gab es laut dem US-Magazin „Science“ fast neun Milliarden US-Dollar für indirekte Kosten für Forschungsinfrastruktur aus. Sollten diese Kürzungen kommen, wären Einrichtungen gezwungen, Milliardensummen aus anderen Quellen aufzubringen, um Labore, Studenten und Mitarbeiter zu unterstützen.
„Diese Mittel sind kein Luxus“, schrieb der Kardiologe Harlan M. Krumholz von der Yale University in „Stat News“. Die drastische Reduzierung der Ausgaben sei kein Weg zu Innovation oder Kosteneinsparungen, sondern ein Weg zur Erosion genau des Systems, das die USA zum Weltmarktführer in der medizinischen Forschung gemacht habe.
In seiner Ankündigung auf X nahm das NIH speziell die weltbekannten Forschungsinstitutionen Harvard, Yale, und die Johns Hopkins für ihre angeblich hohen indirekten Kosten ins Visier. Jeder Dollar, den das NIH für Forschung aufwende, bringe etwa 2,50 US-Dollar an unmittelbarem wirtschaftlichen Gewinn, wandte Megan Ranney, Dekanin der Yale School of Public Health, auf BlueSky ein. Der Schritt schade Wirtschaft, Arbeitsmarkt, Wissenschaft und Gesundheit. „Die EU, Japan, Indien, Australien, China etc. erhalten einen Wettbewerbsvorteil“, kommentierte der Immunologe Marc Veldhoen auf Bluesky. „Ohne Wissenschaft und kluge Köpfe wird es keine Innovation geben“, schrieb die Virologin Isabella Eckerle auf X. Künstliche Intelligenz allein werde „das nicht liefern“. (at)