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Lauterbach verteidigt Herz-Gesetz mit neuer Studie

29.08.2024 2 Min. Lesedauer

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach versucht, die massiven Bedenken gegen das „Gesundes-Herz-Gesetz“ (GHG) mit den Ergebnissen einer neuen Studie zu Cholesterinsenkern bei Risikopatienten ausräumen. Die angestrebte bessere Versorgung würde „viele Leben retten und die Kosten senken“, schrieb er gestern Abend beim Kurznachrichtendienst X. Der SPD-Politiker reagierte auf die anhaltende Kritik am GHG, das gestern in einer leicht überarbeiten Fassung das Bundeskabinett passiert hatte. Die Krankenkassen kritisieren es als Irrweg, auf deutlich mehr Medikamente statt auf Gesundheitsvorsorge zu setzen.

Lauterbach hält dem entgegen, dass laut der Studie des Gesundheitsökonomen Afschin Gandjour durch niedrigere medizinische Schwellenwerte für die Statin-Verordnung die Zahl der „kardiovaskulären Ereignisse“, also Herzkreislauf-Erkrankungen, innerhalb von zehn Jahren um rund 300.000 und im besten Fall bis mehr als 700.000 Fälle reduziert werden könnten. Gandjour hält den in Deutschland geltenden Risiko-Schwellenwert für deutlich zu hoch. Die von ihm vorgeschlagene Absenkung könne über zehn Jahre zu realistischen Einsparungen von zwölf Milliarden Euro für die gesetzliche Krankenversicherung führen, erläuterte heute das Bundesgesundheitsministerium.

Der Gemeinsame Bundesausschuss (GBA) begrüßte, dass Lauterbach die Detailregelungen der Versorgung jetzt doch dem obersten Gremium der gemeinsamen Selbstverwaltung übertragen wolle. Das betreffe sowohl die Grenzwerte für Arzneimittelverordnungen als auch die Ausweitung der Früherkennungsuntersuchungen. Als „bedauerlich“ bezeichnete GBA-Chef Josef Hecken die zu geringe Beachtung der Primärprävention. Auch die Kassenärztliche Bundesvereinigung beklagte, dass „eine konsequente Umsetzung des Präventionsgedankens“ fehle, um Risikofaktoren durch Ernährung und veränderte Lebensführung abzuschwächen.

Eine weitere Überlastung der Hausärzte befürchtete der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (Degam), Martin Scherer. Beim Sender Phoenix stellte er zudem die von Lauterbach angeführte unterdurchschnittliche Lebenserwartung hierzulande im Europa-Vergleich aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Frage, „weil wir gar nicht so genau wissen, wie die Todesursachen in unserem Land verteilt sind“. Die Studie, auf der das GHG fuße, sei umstritten.

Der Verein Pro Rauchfrei forderte auf X höhere Tabaksteuern. Es reiche nicht aus, über das GHG die Tabakentwöhnung auszuweiten. Der Grünen-Gesundheitspolitiker Johannes Wagner kündigte an, man werde das Gesetz „im parlamentarischen Verfahren genau prüfen“. (imo)

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