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Lindner-Vorstoß zur Beitragsbemessung stößt auf harsche Kritik

27.09.2024 3 Min. Lesedauer

Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) sorgt mit der Forderung nach gezielten Entlastungen für Besserverdiener bei den Sozialabgaben für Kopfschütteln und harsche Kritik. Die Grünen-Politikerin Maria Klein-Schmeink warnte, als Folge würden kleine und mittlere Einkommen umso stärker belastet. Statt Besserverdiener vor höheren Beiträgen zu schützen, seien Entlastungen für alle Beitragszahler nötig, betonte Carola Reimann, Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, gegenüber G+G. „Die Idee gehört in den Papierkorb“, pflichtete DAK-Chef Andreas Storm bei. „Das ist klassische Umverteilung von unten nach oben.“ Der Sozialverband VDK sprach von „Entsolidarisierung pur“. Der Berliner Ökonom Johannes Geyer nannte den Vorstoß „crazy“.

Laut „Handelsblatt“ blockiert Lindner derzeit die gesetzlich festgelegte Anpassung der Beitragsbemessungsgrenzen. Er habe ein Veto gegen den Verordnungsentwurf von Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) eingelegt. Die Bemessungsgrenzen werden jährlich an die Lohnentwicklung angepasst und legen für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte die Einkommenshöhe fest, bis zu der Sozialbeiträge anfallen. Der Rest bleibt beitragsfrei. Aufgrund der hohen Lohnzuwächse im Bezugsjahr 2023 fällt auch die Anhebung 2025 automatisch höher aus: Die Grenzen sollen in der Renten- und Arbeitslosenversicherung von monatlich 7.550 Euro auf 8.050 Euro steigen, in der Kranken- und Pflegeversicherung von 5.175 auf 5.512.50 Euro.

Arbeitnehmer mit einem Monatseinkommen von über 8.100 Euro könnten damit laut „Handelsblatt“ 88 Euro mehr im Monat zahlen. Das missfällt Lindner. Er sieht die im Steuergesetz geplanten Entlastungen bei der kalten Progression konterkariert. Der FDP-Politiker verlangt laut Zeitung, die Rechenformel zu ändern und die Bemessungsgrenzen künftig an die Inflationsrate zu koppeln. Das hieße, „die höheren Einkommen immer weniger an der Beitragsfinanzierung der Sozialkassen zu beteiligen“, kritisierte Johannes Geyer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). Lindners Pläne träfen „Gering- und Normalverdiener hart im Geldbeutel“, warnte auch der Sozial- und Wirtschaftsexperte Stefan Sell.

Eine Sprecherin Lindners wollte den Bericht heute nicht kommentieren. Es gehe um „interne Prozesse“. Das Arbeitsministerium verwies darauf, dass die Anhebung der Bemessungsgrenzen gesetzlich vorgeschrieben sei. AOK-Chefin Reimann erinnerte die Koalition an ihr Versprechen, die Beitragszahler durch höhere Steuerzuschüsse für versicherungsfremde Leistungen zu entlasten. Schon ohne Lindners Vorschlag drohen die Kranken- und Pflegebeiträge 2025 zu steigen. (cm)

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