Lindner gibt nach: Kabinett stimmt Rechengrößen 2025 zu
Mit mehrwöchiger Verzögerung hat das Bundeskabinett heute der Rechengrößenverordnung des Bundesarbeitsministeriums für 2025 zugestimmt. Bundesfinanzminister Christian Lindner hatte die Entscheidung bislang blockiert. Dem FDP-Politiker war der Anstieg der Beitragsbemessungsgrenzen in der Kranken- und Rentenversicherung zu hoch. Er hatte daher vorschlagen, die Bestimmung der Rechengrößen von der Lohnentwicklung zu entkoppeln. Der Sozialverband VDK begrüßte die Kabinettsentscheidung. „Auf großen Druck der Sozial- und Wohlfahrtsverbände hat der Finanzminister Vernunft walten lassen“, sagte VDK-Präsidentin Verena Bentele.
Die Sozialversicherungsgrößen werden jährlich auf Basis der Gehaltsentwicklung des Vorjahres neu berechnet. 2023 sind die Löhne im Bundesschnitt um 6,44 Prozent gestiegen. Demzufolge werden im nächsten Jahr Krankenversicherungsbeiträge bis zu einem Monatsverdienst von 5.512,50 Euro fällig (2024: 5.175 Euro). In der allgemeinen Rentenversicherung ist 2025 ein Monatseinkommen von bis zu 8.050 Euro maßgeblich. Die Grenze, bis zu der Beschäftigte in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) pflichtversichert sind, liegt 2025 bei 6.150 Euro im Monat (2024: 5.775 Euro).
Unabhängig von der Mehrbelastung für Gutverdiener müssen alle Krankenversicherten mit höheren Beiträgen rechnen. Angesichts einer Deckungslücke von 13,8 Milliarden Euro hat der GKV-Schätzerkreis für 2025 einen durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz von 2,5 Prozent empfohlen – ein historisch hoher Sprung um 0,8 Beitragssatzpunkte. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) kann, muss dieser Empfehlung aber nicht folgen. Sein Ministerium hätte den Wert für 2025 eigentlich am 1. November veröffentlichen müssen. Bislang ist dies weiterhin nicht der Fall. Die Verzögerung erschwert die Finanzplanungen der Krankenkassen für nächstes Jahr. Die Kennzahl ist ein Orientierungswert. Am Ende legt jede Kasse den Zusatzbeitrag individuell fest, der zusätzlich zum allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent eingezogen wird.
Teurer wird 2025 auch die Pflegeversicherung. Lauterbach plant eine Anhebung des allgemeinen Beitragssatzes um 0,15 Prozentpunkte auf 3,55 Prozent. Die Arbeitgebervereinigung BDA kritisierte heute die weiter steigenden Beiträge. Die Sozialabgaben-Belastung für Kinderlose und ihre Arbeitgeber erreiche im nächsten Jahr den Rekordwert von 42,45 Prozent, sagte Alexander Gunkel, Mitglied der Hauptgeschäftsführung. Ohne grundlegende Reformen werde sich der Trend fortsetzen. (toro)