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Antibiotikaresistenzen: Analyse sieht 39 Millionen Tote bis 2050

17.09.2024 2:00 Min. Lesedauer

Antibiotikaresistenzen könnten bis 2050 weltweit mehr als 39 Millionen Menschenleben kosten. Dies ist das Ergebnis des Forschungsprojekts „Global Research on Antimicrobial Resistance“ (GRAM), das erstmals die Entwicklung über einen Zeitraum von über drei Jahrzehnten beleuchtet. So starben zwischen 1990 und 2021 jedes Jahr mehr als eine Million Menschen an den Folgen von antimikrobiellen Resistenzen (AMR). Laut der im Fachmagazin „The Lancet“ publizierten Analyse könnte die Zahl der AMR-Todesfälle im Jahr 2050 auf 1,91 Millionen steigen – eine Zunahme von fast 70 Prozent verglichen mit 2021. Die UNO-Generalversammlung will in der kommenden Woche ein hochrangiges Treffen zum Thema einberufen.

„Diese Ergebnisse zeigen, dass antimikrobielle Resistenzen seit Jahrzehnten eine erhebliche globale Gesundheitsbedrohung darstellen und dass diese Bedrohung zunimmt“, erklärte Studienautor Mohsen Naghavi vom Institute of Health Metrics (IHME) der US-Universität Washington in Seattle. Da Antibiotika einer der Eckpfeiler der modernen Gesundheitsversorgung seien, gebe die zunehmende Resistenz Anlass zu großer Sorge.

Das Forscherteam konnte zudem wichtige Verschiebungen bei der altersspezifischen Mortalitätsrate feststellen: So gingen zwischen 1990 und 2021 die AMR-Todesfälle bei Kindern unter fünf Jahren um 50 Prozent zurück, während sie bei Menschen im Alter von 70 Jahren und älter um mehr als 80 Prozent zunahmen. Als Gründe dafür sehen die Forscher zum einen bessere Infektionsprävention bei Kindern etwa durch Impfungen, zum anderen eine rasch alternde Bevölkerung mit höherer Anfälligkeit für Infektionen. „Diese Daten sollten Investitionen und gezielte Maßnahmen zur Bewältigung der wachsenden Herausforderung durch AMR in allen Regionen vorantreiben“, kommentierte der Mikrobiologe Samuel Kariuki die Analyse in „The Lancet“.

Die Forscher werteten für die GRAM-Studie 520 Millionen Einzeldaten aus einer Vielzahl von Informationsquellen wie Klinikdaten, Sterberegistern und Daten zum Antibiotikaeinsatz aus. Berücksichtigt wurden 22 Krankheitskeime, 84 Erreger-Wirkstoff-Kombinationen und elf Infektionskrankheiten – darunter Meningitis und Sepsis – bei Menschen aller Altersgruppen in 204 Ländern und Territorien. Die UN-Generalversammlung will während ihrer Tagung am 26. September 2024 in New York zum zweiten Mal ein hochrangiges Treffen zur Antibiotikaresistenz einberufen. Das erste Treffen in diesem Format fand 2016 statt. (at)