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Long Covid: Experten warnen vor wachsender Krankheitslast

15.05.2024 2 Min. Lesedauer

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) warnt vor einer weltweit wachsenden Krankheitslast durch Corona-Spätfolgen wie Long Covid. Vier Jahre nach Pandemie-Beginn bleibe Long Covid ein „globales Problem“, sagte WHO-Corona-Expertin Maria Van Kerkhove heute zum Auftakt der internationalen Konferenz „UniteToFight2024“. Das Virus zirkuliere weiter. Impfungen oder Vorinfektionen senkten zwar das Risko, schützten aber nicht ganz vor Long Covid. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) rief zu einem internationalen Kraftakt bei der Forschung auf. Weltweit werde die Zahl der Erkrankten auf 65 bis 200 Millionen geschätzt, berichtete der britische Immunologe Daniel Altmann. In vielen Ländern seien rund drei Prozent der Arbeitskräfte betroffen. Damit belaste Long Covid auch Gesundheitssysteme, Arbeitsmarkt und Wirtschaft.

Das bestätigt eine jüngst vom „Economist“ publizierte und von Pfizer unterstützte Studie unter Federführung des US-Epidemiologen Ziyad Al-Aly: Demnach dürfte Long Covid allein die USA in diesem Jahr 152 Milliarden US-Dollar oder 0,5 Prozent an Wirtschaftskraft kosten. Den anderen sieben untersuchten Ländern drohten Einbußen von 0,5 Prozent bis 2,3 Prozent. Bisher gebe es keine heilende Therapie, warnte Lauterbach. Die Schwere der Erkrankung reicht von mild bis schwer. In der schwersten Form entwickeln Betroffene ME/CFS, also eine Myalgische Enzephalomyelitis und ein Chronisches Fatigue-Syndrom. Auch andere Infektionen könnten ME/CFS auslösen, sagte die Charité-Forscherin Carmen Scheibenbogen. Corona sei aber nun der häufigste Grund.

Die Schweizer Patientenvertreterin Chantal Britt beklagte die desolate Versorgung. Viele Ärzte würden die Erkrankung weiter als psychisch abtun. Dies bemängelte jüngst auch Lauterbach: „Es gibt viele Ärzte, die sich nicht genug auskennen. Das muss sich ändern.“ Als „bestürzend“ bezeichnete der SPD-Politiker auf „X“ den Erfahrungsbericht des bisherigen Chefreporters der Parlamentsredaktion der „Rheinischen Post“, Tim Braune. Der dreifache Vater ist nach einer Corona-Infektion schwer an ME/CFS erkrankt, mit 49 Jahren erwerbsunfähig und wird von seiner 86-jährigen Mutter gepflegt. Neun von zehn Ärzten hätten seine Behandlung abgelehnt. „Erschießen Sie sich lieber, ist billiger“, habe ihm sein früherer Hausarzt gesagt.

Bei der zweitägigen Online-Konferenz berichten namhafte Wissenschaftler aus aller Welt über den Forschungsstand zu Long Covid und ME/CFS, darunter etwa Akiko Iwasaki und Bernhard Schieffer. Organisiert wurde die Tagung von fünf Betroffenen aus Deutschland. Ärzte können Fortbildungspunkte sammeln. (cm)

6 Kommentare

Ich kann nicht nachvollziehen, warum es in der Post niemanden zu interessieren scheint, dass tausende Fachkräfte fehlen, weil ihnen nicht geholfen, sondern nur riesige Felsbrocken in den Weg gelegt werden.

Unwissenheit von Mediziner, Gutachtern und weiteren relevanten Stellen kennen/ anerkennen die Erkrankung nicht als das was sie ist: eine schwere Neuroimmunologische Multisystemerkrankung.

Statt uns zu helfen, werden wir gezwungen um Anerkennung zu kämpfen, bis uns auch noch die letzte Kraft verlässt.

So werdenb WIR nie wieder dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen.

Aber es interessiert anscheinend niemanden?!

Als Großeltern unseres 13 jährigen ,an Long COVID erkrankten Enkels ,der seit 14 Monaten nur im Bett liegt ,sind wir erschüttert,dass es immer noch keine erfolgreiche Therapie gibt.

Was ist mit Kortison,gibt es für die Behandlung damit positive Erkenntnisse?

Als Mutter einer 22 jährigen Tochter, die seit ihrer Coronainfektion vor 18 Monaten schwer krank ist, kann ich nur hoffen, dass die Politik, die Wirtschaft, die Ärzte ... diese Erkrankung bald ernst nehmen. Bitte forscht, es kostet soviele (jungen) Menschen die Zukunft. Wir pflegende Angehörigen sind verzweifelt und völlig alleingelassen.

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