Verband sieht Medizintechnik-Standort Europa „stark gefährdet“ – Strategie 2030 für Investition und Forschung soll helfen
Vor dem Hintergrund stark gestiegener Kosten für Personal, Logistik, Rohstoffe und Energie sowie hohen Kosten für die Umsetzung der EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) fordert der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) von der Politik bessere Rahmenbedingungen.
Notwendig sei eine „MedTech-Strategie 2030“, die „aus einem Guss“ sei und eine wettbewerbsfähige Regulatorik, eine Entbürokratisierungs-Offensive und einen besseren Datenzugang beinhalte. Außerdem müsse sie die Resilienz des deutschen Gesundheitssystems und der Lieferketten stärken. „Deutschland ist bei Medizintechnologien Weltspitze. Noch. Denn der Medizintechnik-Standort Europa ist stark gefährdet“, mahnte der BVMed-Vorstandsvorsitzende, Meinrad Lugan, heute auf der Jahrespressekonferenz seines Verbandes in Berlin. Dies liege vor allem an „hausgemachten Problemen“. Hierzu gehöre eine handwerklich schlecht gemachte MDR, die Innovationen ausbremse, „einer überbordenden Bürokratisierung und Regulierungswut, einer schleppenden Digitalisierung und mangelnden Datennutzung sowie einer unzureichenden Wahrnehmung und Unterstützung des Mittelstandes als das Herzstück der deutschen Wirtschaft“.
Die Medizintechnikbranche verzeichnet nach den Ergebnissen der aktuellen Herbstumfrage des Verbandes unter seinen Mitgliedsunternehmen zwar ein Umsatzplus von 4,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, jedoch litten vor allem kleine und mittelständische Unternehmen – 93 Prozent der Branche – unter den gestiegenen Kosten. Aktuell würden Forschungsinvestitionen zunehmend ins Ausland verlagert, was „mit standortfreundlicheren Rahmenbedingungen“ geändert werden müsse. Lugan nannte als jüngstes Beispiel die Auslagerung der gesamten Krebsforschung von Biontech nach Großbritannien. Mehr als ein Viertel der befragten Unternehmen verringern laut Umfrage ihre Investitionen und jeder Fünfte fährt Forschungsaktivitäten zurück.
Gleichzeitig sprach er sich im Hinblick auf die geplante Krankenhausreform dafür aus, alle Stakeholder zeitnah mit einzubinden. „Wir befinden uns in einem ungesteuerten, unstrukturierten Reformationsprozess.“ Außerdem sollten Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger in digitale Anwendungen der Patientenakte einbezogen werden. Die Medizintechnik-Branche beschäftigt hierzulande nach BVMed-Angaben mehr als 250.000 Menschen. Der Gesamtumsatz liegt bei mehr als 38 Milliarden Euro, die Exportquote bei 67 Prozent. (ts)
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