Migrationsdebatte verschärft Personalsituation im Gesundheits- und Pflegebereich
Im Gesundheitsbereich wächst die Sorge vor den Folgen der Migrationsdebatte. Der Geschäftsführer des Verbandes Katholischer Altenhilfe (VKAD), Andreas Wedeking, mahnte: „Wir brauchen keine Scheindebatten, sondern eine Politik, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt.“ Menschen mit Migrationsgeschichte seien „längst Teil unserer Gesellschaft – ob in der Pflege oder in anderen Bereichen“. Die Realität sei: „Schon jetzt fehlen in vielen Einrichtungen Pflegekräfte, um die Versorgung sicherzustellen“, so Wedeking. Die Diskussion schüre Ängste und wirke abschreckend. Diese Sorge teilt Isabell Halletz, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbandes Pflege, „voll und ganz“: „Die Menschen, die sich qualifiziert haben und in Pflegeeinrichtungen arbeiten, sind stark verunsichert“, sagte sie G+G. Die Leitungen versuchten zu informieren und zu beschwichtigen. „Aber“, so Halletz, „man kann sich vorstellen, was so eine aufgeheizte Stimmung mit Menschen macht. Das ist extrem kontraproduktiv.“
Das bestätigt bereits eine Umfrage unter philippinischen Pflegekräften vom September 2023: Demnach würde eine Mehrheit befreundeten Kollegen die Arbeit in Deutschland nicht empfehlen. Fast zwei Drittel (64 Prozent) haben Rassismus oder andere Formen der Diskriminierung erlebt. Halletz wünscht sich klare Aussagen der Parteien sowie von der Bundesregierung und den Landesregierungen: „Wer hier integriert ist, darf bleiben.“ Zudem müssten dringend Möglichkeiten geschaffen werden, dass geflüchtete Menschen schnell hier arbeiten könnten. „Das entschärft auch die gesellschaftliche Debatte.“
Jede sechste Pflegekraft in Deutschland kommt laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) aus dem Ausland. Seit 2022 wird das Beschäftigungswachstum in der Pflege demnach ausschließlich von ausländischen Beschäftigten getragen. Auch die Ärztestatistik der Bundesärztekammer weist einen Rekordstand an ausländischen Ärzten aus, allein rund 5.000 kommen aus Syrien. Der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Johannes Albert Gehle, warnte kürzlich: Politische Kräfte, die Ärzte und Gesundheitsfachkräfte mit ausländischen Wurzeln in ihre Herkunftsländer zurückschicken wollten, würden das Gesundheitswesen vor „bisher nicht erlebte Probleme stellen“.
In einem Spezial zur Bundestagswahl fordert das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) die nächste Bundesregierung auf, „in den nächsten vier Jahren mindestens 1,6 Millionen ausländische Menschen“ hier in Arbeit zu bringen. „Nur so kann die wirtschaftliche und gesellschaftliche Stabilität in Deutschland gesichert werden.“ (sg)
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