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Experten warnen vor wachsender Unterversorgung

31.03.2025 2:30 Min. Lesedauer

Trotz stetig steigender Gesundheitsausgaben rutschen immer mehr Bereiche in Deutschland in die Unterversorgung. Zu diesem Schluss kommt eine Autorengruppe unter Leitung des Internisten Matthias Schrappe in einem Beitrag für den „Monitor Versorgungsforschung“. „Das deutsche Gesundheitssystem ist krank“, heißt es im Papier. Das neue Phänomen der Unterversorgung bedrohe zunehmend das System. Dieses Problem, so warnen die Wissenschaftler, sei nicht durch mehr Geld zu beseitigen, sondern bedürfe eines „strategischen Ansatzes“. Die Autoren machen ernste Probleme unter anderem in der ambulanten Versorgung aus.

Während sich die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in Deutschland seit 1990 insgesamt fast verdoppelt habe, sei die der Hausärzte kaum höher als vor 30 Jahren. Ein Drittel der praktizierenden Hausärzte werde in den kommenden zehn Jahren in den Ruhestand gehen, so dass die verbleibenden Mediziner immer mehr Patienten betreuen müssten und damit kaum in der Lage seien, ihre angedachte Lotsenfunktion für die Versicherten auszufüllen. Schon jetzt fehlten Ärzte in den Randgebieten der Großstädte und auf dem Lande, schreiben die Experten. Dieser Mangel wiege besonders bei Patienten mit chronischen Mehrfacherkrankungen schwer.

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Besonders spürbar ist den acht Autoren zufolge schon jetzt die Unterversorgung in der Pflege. Für knapp 20 Prozent der Pflegestellen seien keine Bewerber zu finden. Im Arzneimittelbereich gebe es Lieferengpässe in der Basisversorgung, während gleichzeitig Deutschland von allen EU-Ländern mit knapp 50 Milliarden Euro jährlich das meiste Geld für Medikamente ausgebe. Fehlanreize schaffe auch das duale System aus gesetzlicher und privater Krankenversicherung. Es gebe dafür weder „eine medizinische noch eine ökonomische Begründung“, schreiben die Autoren. 

Wenig Verbesserung bringt nach Einschätzung der Wissenschaftler die geplante Klinikreform. Hier würden durch das neue Vergütungssystem die Mengenanreize für „skalierbare Leistungen“ steigen, während mehrfach erkrankten Patienten die Unterversorgung drohe. „Geld ist insgesamt genug im System, wir haben einen Mangel an Effizienz“, sagte Mitautor Thomas Voshaar, Chef des Verbandes Pneumologischer Kliniken, der „Welt“. Währenddessen begrüßte die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) die geplanten Änderungen bei der Klinikreform durch die schwarz-rote Koalition und wertete es als positiv, dass die Kliniken vier Milliarden Euro zusätzlich als Inflationsausgleich für die kommenden zwei Jahre erhalten sollen. (at)

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