Experten hoffen auf neue Impulse im Kampf gegen Aids
Die bevorstehende Welt-Aids-Konferenz muss nach Ansicht deutscher Verbände die Immunschwächekrankheit global wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken. „Wir haben viel erreicht, aber die Epidemie ist nicht vorbei“, sagte die Geschäftsführerin der Deutschen Aidshilfe, Silke Klumb, zu G+G. In manchen Regionen, etwa Osteuropa und Zentralasien, sei die Zahl der HIV-Infektionen in den vergangenen Jahren wieder gestiegen. Die Covid-19-Pandemie habe den Kampf gegen HIV teilweise zurückgeworfen und die durch das Affenpockenvirus verursachte Mpox hätten gezeigt, „dass Stigmatisierung von Menschen mit Infektionskrankheiten noch lange nicht der Vergangenheit angehört“.
Die Welt-Aids-Konferenz findet nach mehr als 30 Jahren wieder in Deutschland statt. Vom 22. bis 26. Juli werden in München rund 15.000 Delegierte aus 175 Ländern erwartet, darunter Wissenschaftler, Mediziner und politisch Verantwortliche.
Klumb betonte, noch immer erhielten nicht alle Menschen mit HIV die lebensrettenden Medikamente, die sie benötigten. In der Folge erkrankten immer mehr an Aids, obwohl es vermeidbar wäre. „Die Maßnahmen gegen HIV, Tuberkulose und Malaria sind global bei weitem nicht ausreichend finanziert, in manchen Ländern fehlt der politische Wille, wirksame Maßnahmen einzusetzen – etwa aufgrund von Homophobie oder weil man drogenabhängige Menschen nicht als behandlungsbedürftig betrachtet.“
Auch hierzulande gibt es laut Klumb inakzeptable „Versorgungslücken in Prävention und medizinischer Versorgung“. Die Regierung sei bisher ein Versorgungsmodell für Menschen ohne Krankenversicherung schuldig geblieben. Weiterhin erkrankten Menschen an Aids, weil sie aus Angst vor Abschiebung keine Hilfe in Anspruch nähmen. Notwendig sei auch ein HIV-Testverbot im Arbeitsleben. Außerdem werde die Drogenhilfe immer schlechter finanziert, monierte sie.
Die geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der Deutschen Aids-Stiftung, Anne von Fallois, sagte G+G, gerade bei der Diagnose von HIV gebe es noch Luft nach oben. „In Deutschland wissen geschätzt 8.200 Menschen nicht, dass sie das HI-Virus in sich tragen.“ Jede unentdeckte Infektion bedeute ein enormes Risiko. Laut einer Schätzung des Robert-Koch-Instituts haben sich hier 2023 wahrscheinlich rund 2.200 Menschen neu infiziert.
Während HIV für viele Menschen aus dem Bewusstsein verschwunden sei, unterstreiche die Münchner Konferenz die anhaltende Herausforderung, sagte Fallois. Weltweit seien fast 40 Millionen Menschen infiziert. In Deutschland lebten rund 100.000 Menschen mit dem Virus. (sev)
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