Notfälle auf Rekordhoch – Verbände fordern zügige Reformen
Die Zahl der Behandlungen in klinischen Notaufnahmen ist im vergangenen Jahr auf das Rekordniveau von 12,4 Millionen Fällen gestiegen. Im Durchschnitt seien täglich 34.000 Menschen in der Notaufnahme eines Krankenhauses versorgt worden, teilte das Statistische Bundesamt (Destatis) heute mit. Angesichts dieser Zahlen riefen Politiker und Experten erneut nach einer schnellen Umsetzung geplanter Reformen. „Weitere Jahre des Reformstillstandes können wir uns auf diesem Gebiet nicht leisten“, erklärte etwa die Vorstandschefin des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann.
„Die Reform der Notfallversorgung war zusammen mit dem Gesetz zur Krankenhausreform das wichtigste Reformvorhaben dieser Legislaturperiode“, so AOK-Vorständin Reimann weiter. „Dass es damit nun wieder nichts wird, ist richtig bitter – für Patienten und Beschäftigte gleichermaßen. Eine neue Regierung müsse die guten Vorarbeiten „schleunigst ins Ziel führen“.
Problematisch ist laut Destatis neben den vielen Notfällen der Mangel an Fachkräften im Rettungsdienst. Denn obwohl die Zahl der hauptamtlich Beschäftigten im Rettungsdienst in den vergangenen zehn Jahren sich mit 71 Prozent enorm erhöht habe, fehlten Einsatzkräfte. Rettungsberufe stuft die Arbeitsagentur aus diesem Grund weiterhin als sogenannte Engpassberufe ein.
Experten und Politiker drängten daher darauf, die Reformen in der Notfallversorgung und im Rettungsdienst schnellstmöglich im Parlament zu verabschieden. Denn „unser Notfallsystem ist am Limit“, warnte Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen auf X. Die Notfallreform liege „fertig im Bundestag“. Parteitaktik dürfe jetzt nicht auf Kosten von Patienten und Personal gehen. Die Versorgung stehe ohne Reform „auf Messers Schneide“ angesichts des Fachkräftemangels und der steigenden Einsatzzahlen, mahnte der Grünen-Politiker.
Dahmen verwies dabei auf einen offenen Brief von Verbänden aus Luftrettung und Notfallmedizin, mit dem diese am vorigen Freitag eindringlich an die Politik appellierten. Sollten sich in dieser Legislatur keine Mehrheiten mehr finden, müssten die „Reformprojekte innerhalb der ersten 100 Tage“ weit oben auf der Prioritätenliste nach den Neuwahlen stehen. „Nur so kann der Überlastung des Rettungsdienstes sinnvoll gegengesteuert werden“, konstatierten sie. (imo)