Umbau der Notfallversorgung: KBV und DKG kritisieren geplante Notfallzentren
In der Debatte um die Reform der Notfallversorgung melden Kliniken und niedergelassene Ärzte Zweifel am Nutzen der integrierten Notfallzentren (INZ) an. Es sei „ungeschickt“, die Patienten erst einmal in die Ambulanzen zu „locken“, erklärte der Chef der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Gerald Gaß, heute auf einem Kongress zur Zukunft der Akutversorgung.
Besser sei eine Vorfilterung der Notfälle durch eine qualifizierte Ersteinschätzung in einem Leitstellensystem. Bei den INZ sollten zudem Krankenhäuser und Kassenärztliche Vereinigungen (KV) eng zusammenarbeiten.
Die Klinikreformkommission der Regierung hatte im März Vorschläge zum Umbau der Notfallversorgung vorgelegt, die unter chronischer Überlastung und schlechter Vernetzung leidet. Danach sollen Patienten sich im Notfall künftig an INZ in Kliniken wenden. Ein dort betriebener Empfangstresen soll dann ermitteln, ob der Notfall stationär oder ambulant Hilfe bekommt. Der Tresen soll zudem auch Arzttermine vermitteln und Telefonberatungen anbieten.
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, bezweifelte, dass die INZ angesichts des Personalmangels funktionieren könnten. „Wir müssen von der Illusion runterkommen, dass wir einfach noch eine dritte Versorgungsebene schaffen, und die füllen wir dann auch noch mit Menschen, die wir jetzt schon nicht haben.“ In Ballungsräumen möge dieser Vorschlag vielleicht noch praktikabel sein, aber die Einrichtung von INZ führe dazu, dass rund ein Drittel der Hausärzte aus der ambulanten Versorgung herausfielen, weil sie im INZ eingebunden seien. „Die ambulante Versorgungsebene zu den normalen Sprechzeiten sind die Praxen“, betonte Gassen.
Gassen verwies ebenso wie die DKG auf die Wichtigkeit der Zuweisung von Notfällen. „Wir brauchen eine vernünftige Steuerung in die richtige Versorgungsebene.“ Damit würden die INZ überflüssig. Solche Zentren müssten auf wenige Standorte begrenzt bleiben. In der Debatte erscheine es oft so, als sähen die Arztpraxen gar keine Notfälle. Dort gebe es aber jeden Tag eine Million Akutfälle. Die KBV hatte zuvor Kritik an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geübt, wie das „Ärzteblatt“ berichtete. Der SPD-Politiker beachte die Sorgen der Vertragsärzte zur Aufrechterhaltung der ambulanten Versorgung nur unzureichend. Dies gelte etwa für die Entbudgetierung der hausärztlichen Versorgung, so die KBV. (at)
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