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NRW plant Vorstoß für Organspende-Widerspruchslösung

04.06.2024 2 Min. Lesedauer

Angesichts der weiter geringen Zahl von Organspenden in Deutschland plant Nordrhein-Westfalen (NRW) einen neuen Vorstoß für die Widerspruchslösung. NRW werde am 14. Juni einen Gesetzesentwurf in den Bundesrat einbringen, der einen „Systemwechsel“ vorsehe, kündigte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) heute an. Auch auf Bundesebene mehren sich Stimmen für einen neuen Anlauf zur Einführung der Widerspruchslösung noch vor der Bundestagswahl. Derzeit liefen Gespräche über einen fraktionsübergreifenden Gruppenantrag, bestätigten die SPD-Bundestagsabgeordnete Sabine Dittmar, die auch Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesgesundheitsministerium ist, und der CDU-Gesundheitspolitiker Sepp Müller jüngst der ARD.

Deutschlandweit „warten fast 8.400 Menschen auf ein Spenderorgan“, begründete Laumann seine Initiative. Die Spenderzahlen stagnierten seit Jahren und seien „deutlich zu niedrig“. 2023 seien nur knapp 2.900 Organe von 965 Menschen gespendet worden. Bei der Widerspruchslösung gilt jeder Mensch im Prinzip als potenzieller Organspender, sofern er zu Lebzeiten nicht ausdrücklich widersprochen hat. Eine entsprechende Regelung war allerdings 2020 im Bundestag gescheitert. Stattdessen stimmte die Mehrheit der Abgeordneten für die Entscheidungslösung. Demnach ist eine Organentnahme nur zulässig, wenn der Spender zu Lebzeiten zugestimmt hat.

Die Befürworter der Widerspruchslösung hoffen, dass diese zu mehr Organspenden führt. Aufklärungskampagnen hätten die Spendenbereitschaft nicht nachhaltig erhöht, so Laumann. Deshalb setze er sich für eine Neuregelung ein. Niemand dürfe zu einer Organspende gezwungen werden. Aber die Menschen könnten schon verpflichtet werden, sich dafür oder dagegen zu entscheiden.

Der EU-Parlamentarier und Arzt Peter Liese (CDU) begrüßte den Vorstoß. Allein in Spanien sei die Zahl der Organspender mit 46 je eine Millionen Einwohner viermal so hoch wie in Deutschland. Das liege auch an der Widerspruchslösung, so Liese. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) ist Verfechter der Widerspruchslösung. „Es macht keinen Sinn, dass wir gesunde Organe verbrennen oder vergraben, wenn sie so dringend gebraucht werden“, schrieb er zum „Tag der Organspende“ am 1. Juni auf X. Eine Organspende könnte vielen Menschen ein besseres Leben schenken. Unterstützung kam aus Reihen der Grünen: „Es ist offensichtlich, dass wir beim Thema Organspende nicht weiter machen können wie bisher“, meinte der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen. (cm)