Organspende: Patientenschützer gegen Widerspruchslösung
Tausende Menschen warten auf ein Organ, aber es mangelt an Spendern. Nun kocht die Debatte um eine Widerspruchslösung wieder hoch. Noch im November will Nordrhein-Westfalen eine Initiative im Bundesrat einbringen. Patientenschützer halten jedoch wenig davon.
Eine Entscheidung für oder gegen die Organspende sei „nur durch neutrale, ergebnisoffene und umfassende Aufklärung möglich“, kritisierte der Vorstand der Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, laut Medienberichten die Pläne. Zuvor hatte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann einen neuen Anlauf für die Widerspruchslösung angekündigt. „Ich bin derzeit dabei, bei den anderen Ländern dafür zu werben, sich diesem Vorhaben anzuschließen", sagte der CDU-Politiker der „Rheinischen Post“. Auch Baden-Württembergs Ressortchef Manfred Lucha (Grüne) hat sich bereits für eine solche Reform stark gemacht.
Mehr als 8.000 Patienten warteten derzeit auf ein Organ, so Laumann. „Zugleich haben wir die schlechtesten Entnahmezahlen seit vielen Jahren.“ Er bezog sich damit auf Daten der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO). Danach sank die Zahl gespendeter Organe 2022 um 8,4 Prozent auf 2.662 und damit den tiefsten Wert seit 2017. Die Zahl der Spender fiel um 6,9 Prozent auf 869. Für dieses Jahr deutet sich aber wieder ein Plus an: In den ersten neun Monaten 2023 lag die Zahl der Organspenden um 11,4 Prozent über dem Vorjahreszeitraum. Insgesamt bleibt Deutschland aber hinter den südeuropäischen Ländern zurück: In Spanien, Portugal, Frankreich oder Italien werden deutlich mehr Organe gespendet.
Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) favorisiert die Widerspruchslösung. Dabei gilt jeder Bürger automatisch als Spender, sofern er nicht ausdrücklich widerspricht. Ein erster Anlauf für eine solche Regelung war allerdings Anfang 2020 gescheitert. Stattdessen stimmte der Bundestag wieder für die Entscheidungslösung, wonach mögliche Spender der Organentnahme zu Lebzeiten zustimmen müssen.
Um die Spende-Bereitschaft zu erhöhen, sah das Gesetz den Aufbau eines Online-Spenderegisters binnen zwei Jahren vor. Dieses lässt aber auf sich warten. Laut Medienberichten soll es nun mit zweijähriger Verspätung im ersten Quartal 2024 an den Start gehen. Ohnehin besitzen immer mehr Menschen einen Spenderausweis. Laut einer Umfrage im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZGA) stieg ihr Anteil von 22 Prozent in 2012 auf 40 Prozent in 2022. Weitere vier Prozent haben ihre Entscheidung für oder gegen eine Organspende anderweitig, etwa in einer Patientenverfügung, dokumentiert. (cm)
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