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Patientensicherheitstag: Mehr Menschen fürchten die Klinik

16.09.2024 2:30 Min. Lesedauer

Immer mehr Menschen in Deutschland fürchten sich vor einem Klinikaufenthalt. Einer Forsa-Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse KKH zufolge hat ein Drittel der Befragten Angst vor einer stationären Behandlung. Dies ist nach den Angaben ein neuer Höchstwert. Die Bundesärztekammer (BÄK) beklagte, es fehle in Kliniken und Praxen oft an der Zeit, um die Patientinnen und Patienten angemessen in den Diagnoseprozess einzubeziehen. Mit Blick auf den morgigen Welttag der Patientensicherheit forderte das Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), Patienten und Angehörige verstärkt in die Diagnosestellung einzubinden. Der Welttag nimmt diesmal die Förderung der Diagnosesicherheit in den Fokus.

Im Vorjahr hatten mit 27 Prozent noch deutlich weniger Befragte mit Sorge auf eine Krankenhausbehandlung geblickt. In diesem Jahr stieg der Anteil laut KKH auf 34 Prozent. Knapp jeder zweite Besorgte (47 Prozent) begründete seine Angst vor einem stationären Aufenthalt mit eigenen schlechten Erfahrungen. Bei 46 Prozent waren negative Berichte ausschlaggebend.

„Zeit für das Gespräch mit den Patientinnen und Patienten, für den interprofessionellen, fachlichen Austausch und für die Reflexion des eigenen Handelns tragen entscheidend dazu bei, Fehldiagnosen zu vermeiden“, erklärte BÄK-Präsident Klaus Reinhardt. Angesichts wachsender Arbeitsbelastung, Bürokratie und Wettbewerbsdruck fehle in Kliniken und Praxen diese Zeit jedoch häufig. Die BÄK forderte ein klares Bekenntnis der Politik zur Patientensicherheit, das sich in konkreten gesetzlichen Maßnahmen niederschlagen müsse.

Jährlich verlören nach Schätzungen 20.000 Patienten in Krankenhäusern infolge unerwünschter Ereignisse ihr Leben, sagte die APS-Vorsitzende Ruth Hecker. Viele dieser Ereignisse seien vermeidbar. Das Bündnis forderte, Patientensicherheit in Deutschland besser messbar zu machen. Mehr Investitionen in die Sicherheit von Behandlungsprozessen erhöhten nicht nur die Patientensicherheit, sondern sparten auch Kosten im Gesundheitssystem, fügte Hecker hinzu.

„80 Prozent der Diagnose-Fehler wären vermeidbar“, sagte der APS-Vizevorsitzende Christian Deindl mit Bezug auf Zahlen der Weltgesundheitsorganisation WHO. Mit der Vermeidung solcher Fehler könnten in Deutschland pro Jahr mindestens 50 Milliarden Euro eingespart werden. Daher müsse man bei der sinnvollen Refinanzierung der Qualität des Gesundheitssystems ansetzen und nicht beim „Zusperren von Krankenhäusern“, sagte Deindl. (at)