Pflege-Arbeitgeber warnen vor Wartelisten
Der Arbeitgeberverband Pflege (AGVP) warnt vor einem zunehmendem Mangel an Pflegeheim-Plätzen. Nach heute veröffentlichten Zahlen des Verbandes ging die Zahl der Pflegeheime in den vergangenen vier Jahren erstmals seit 1999 real zurück. In den nächsten Jahren brauche Deutschland jedoch angesichts eines „rasant steigenden Bedarfs“ jährlich 17.000 zusätzliche Pflegeplätze. Das entspreche „über 200 Heimen mit je 78 Plätzen“. „Ohne Kurswechsel droht Deutschland zum Wartelisten-Land zu werden“, warnte AGVP-Präsident Thomas Greiner. Der AGVP fordert wirtschaftliche Anreize für den Bau von Pflegeeinrichtungen und weniger Detailvorgaben für die Betreiber.
Seit 2021 ist die Zahl der Pflegeheime laut AGVP-Berechnungen real um 126 gesunken. Zwischen 2015 und 2021 waren noch 194 Einrichtungen hinzugekommen. Nach Daten des Analysedienstes pflegemarkt.com gab es in Deutschland Mitte 2024 knapp 11.700 vollstationäre Alten- und Pflegeheime, in denen rund 918.000 Plätze zur Pflege angeboten wurden. Während der Zuwachs bei den Pflegeheimen stagnierte, legten andere Pflegeangebote jedoch deutlich zu. Laut pflegemarkt.com nahm die Zahl der Pflegedienste zwischen 2018 und 2023 um 16 Prozent zu. 35 Prozent betrug das Wachstum bei Angeboten für betreutes Wohnen. Tagespflege-Angebote verzeichneten mit 48 Prozent den größten Zuwachs.
Die Entwicklung bei nicht vollstationären Pflegeangeboten spiegelt die Nachfrage. Nach jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes (Destatis) waren Ende 2023 in Deutschland knapp 5,7 Millionen Menschen pflegebedürftig. Davon wurden 4,9 Millionen (86 Prozent) zu Hause gepflegt. Weitere 1,1 Millionen Pflegebedürftige wurden zuhause mit Hilfe oder vollständig durch ambulante Pflege- und Betreuungsdienste versorgt. Vollstationäre Pflege erhielten rund 800.000 Pflegebedürftige (14 Prozent). Im Vergleich zu Dezember 2021 stieg die Zahl der in Heimen vollstationär versorgten Menschen leicht um 0,8 Prozent. Deutlich stärker stiegen die Zahlen der ambulant Betreuten (5,1 Prozent) und der überwiegend durch Angehörige versorgten Pflegebedürftigen (21 Prozent).
Laut Destatis steigt die Zahl der Pflegebedürftigen „in stärkerem Maße, als durch die Alterung der Gesellschaft erwartbar ist“. So sei der deutliche Sprung um 730.000 Pflegebedürftige von Ende 2021 bis Ende 2023 auch auf den seit 2017 weiter gefassten Pflegebedürftigkeitsbegriff zurückzuführen. (toro)