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Pflege-Report 2024: AOK setzt auf „Caring Communities“

10.12.2024 3 Min. Lesedauer

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland hat sich deutlich von der demografischen Entwicklung gelöst. Nach heute in Berlin vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) vorgestellten Zahlen waren 2023 rund 5,2 Millionen Menschen mit einem Pflegegrad eingestuft – 3,3 Millionen oder 57 Prozent mehr als im Jahr der Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs 2017. Rein demografisch betrachtet wäre laut „Pflege-Report 2024“ ein Zuwachs um 21 Prozent zu erwarten gewesen. Mit Blick auf die künftige Pflegebedürftigkeit der Babyboomer forderte der AOK-Bundesverband rechtzeitiges Gegensteuern. Als Leitbild empfahl Vorstandschefin Carola Reimann das Modell der „Caring Communities“.

Dass sich der Bundesgesundheitsminister vor kurzem von der Entwicklung der Pflegezahlen überrascht gezeigt habe, sei „ein Warnsignal und ein Krisensymptom zugleich“, sagte Reimann. „Lauterbach wäre noch überraschter gewesen, wenn er die WIdO-Zahlen für die Landkreisebene schon gekannt hätte.“ Passgenaue Pflegestrukturplanung könne nur auf kommunaler Ebene erfolgreich sein. Dabei könne das WIdO Kreise und Kommunen mit aussagekräftigen aktuellen Routinedaten aus der Versorgung von 2,2 Millionen bei einer AOK versicherten Pflegebedürftigen unterstützen. Die Voraussetzungen dafür seien im geplanten Pflegekompetenzgesetz verankert worden. Nach dem Ampel-Aus müsse dies „ganz oben auf der Prioritätenliste“ der nächsten Regierung stehen.

Mit dem Pflege-Report belegt das WIdO regional sehr unterschiedliche Entwicklungen. Danach leben besonders viele Pflegebedürftige in Ostdeutschland. In drei Landkreisen Mecklenburg-Vorpommerns sei bereits jede sechste Person pflegebedürftig, erläuterte WIdO-Pflegeexpertin und Report-Mitherausgeberin Susann Behrendt. Auch viele Kreise in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz wiesen hohe Zuwachsraten auf. Die niedrigsten Werte ermittelte das WIdO für drei bayerische Landkreise. „Nur in wenigen Kreisen entspricht der Anstieg der Pflegeprävalenz dem, was demografisch zu erwarten wäre“, so Behrendt.

Deutliche Regionalunterschiede gibt es auch bei der Inanspruchnahme von Pflegeleistungen. In der Westhälfte Deutschlands überwiegt das Pflegegeld. Es wird laut Behrendt „in der Regel durch Frauen“ in Anspruch genommen, die Angehörige pflegen und deshalb nur in Teilzeit oder gar nicht berufstätig sind. In der Osthälfte Deutschlands überwiegen Leistungen ambulanter Pflegedienste. In Schleswig-Holstein, Teilen Niedersachsens und in Bayern leben besonders viele Ältere in Pflegeeinrichtungen. Im Bundesschnitt leben 21 Prozent der Pflegebedürftigen in einem Heim.

Reimann rief dazu auf, die Babyboomer nicht nur als Problem für die Pflege, sondern als Teil der Lösung zu sehen. Nach einer von der AOK in Auftrag gegebenen Forsa-Umfrage gebe es in dieser Altersgruppe eine große Bereitschaft zu ehrenamtlichem Engagement. Dies sei ein wichtiger Bestandteil des „Caring Communities“-Modells für gemischte Wohnformen und vernetzte Pflegestrukturen vor Ort. Am 18. November hatten die Krankenkassen mit den Bundesländern Empfehlungen zur Erprobung solcher Projekte vereinbart. (toro)

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