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Pflegeheim Rating Report 2024: Personalmangel bedroht wirtschaftliche Stabilität

11.12.2023 2 Min. Lesedauer

Personalmangel ist neben steigenden Sach- und Personalkosten das größte Risiko für die Wirtschaftlichkeit von Pflegeheimen. Das geht aus dem heute vorgelegten Pflegeheim Rating Report 2024 des RWI Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI) und des Institute for Health Care Business (hcb) hervor. Demnach hat sich die Lage der Pflegeheime in Deutschland 2021 zwar leicht verbessert. Allerdings erwarten die Autoren des Reports für die Folgejahre eine Verschlechterung.

Inzwischen könne von einer Verbesserung nicht mehr die Rede sein, sagte RWI-Volkswirtin Dörte Heger bei der Vorstellung des Reports. Grund dafür sei der Personalmangel. „Wenn Betten leer stehen, bringt das Heime schnell ins Wanken.“ Mitautor und Wirtschaftsprüfer Jan Grabow verwies zudem auf das „Altenhilfebarometer“: Dessen Wert liege auf einer Skala von Minus 100 bis plus 100 bei minus 61. Dies sei ein „absolutes Stimmungstief“.

Im Berichtsjahr befanden sich nach dem Report insgesamt neun Prozent (2019: 20 Prozent) der Heime in einer erhöhten Insolvenzgefahr. Bei 55 Prozent (2019: 38) habe eine geringe Insolvenzgefahr bestanden. Die Analyse basiert nach Angaben des RWI auf Jahresabschlüssen vor allem aus dem Jahr 2021. Es wurden Daten und Jahresabschlüsse von Betreibern von rund 1.800 Pflegeheimen ausgewertet.

Das Marktvolumen der ambulanten und stationären Pflegedienste betrug 2021 demnach rund 72 Milliarden Euro, ein Anteil von inzwischen 15,2 Prozent am gesamten Gesundheitsmarkt. Die Trends zur Ambulantisierung und Privatisierung würden weiter anhalten, so die Experten. Die „familiäre Pflege“ werde zurückgehen. Durch die Alterung der Gesellschaft sei bis 2030 bei konstanter Pflegequote mit 5,7 Millionen pflegebedürftigen Menschen zu rechnen und bis 2040 mit 6,4 Millionen. Nach weiteren Berechnungen des RWI arbeiteten 2021 rund 1,2 Millionen Beschäftigte in der stationären und ambulanten Pflege, davon 900.000 in Vollzeit. Der Personalbedarf müsste bis 2040 bei gleichbleibender Pflegequote um 325.000 bis 525.000 Vollzeitstellen zunehmen, davon 130.000 bis 206.000 Stellen beim Pflegefachpersonal.

In den ersten drei Quartalen 2023 meldeten laut „Schließungsradar“ rund 300 Pflegeheime Insolvenz an, 47 mussten schließen. Der Arbeitgeberverband Pflege spricht von einer „Insolvenzwelle“ und fordert ein Monitoring. (sg)

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Das Rating zeigt deutlich, dass es für die Pflege eine Änderung geben muss, wie im Beitrag erläutert. Was fehlt, ist die Beseitigung des Kostendruck des zu Pflegenden. Das Einzige das helfen kann, ist eine Dynamisierung der Pflegeversicherung.

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