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Pflegereform: Lauterbach sieht neue Regierung in der Pflicht

12.12.2024 3 Min. Lesedauer

Nach dem Ampel-Aus nimmt Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die nächste Regierung bei der Pflege in die Pflicht. „Die Zahl der Pflegebedürftigen ist deutlich stärker gestiegen als ursprünglich prognostiziert“, sagte der SPD-Politiker der „Augsburger Allgemeinen“. „Nach der Bundestagswahl müssen wir grundsätzliche Lösungen finden.“ Die Reform müsse eines der wichtigsten Projekte der nächsten Regierung sein. Lauterbach lobte die Errungenschaften der Ampelregierung in der Pflege. „Wir haben die Eigenanteile begrenzt, den Pflegeberuf attraktiver gemacht, Leistungen flexibilisiert und werden jetzt die Beiträge moderat anheben.“ Damit habe die Regierung auf die Entwicklung in der Pflege reagiert.

Zum Jahreswechsel soll der Beitragssatz in der Pflegeversicherung von 3,4 auf 3,6 Prozent steigen. Die Pflegekassen rechnen jedoch trotz des Beitragssprungs schon im Frühjahr mit Finanzproblemen. Die Erhöhung werde „höchstens zur Deckung des Finanzbedarfs in die nächste Legislatur hinein reichen“, warnte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, Anfang Dezember. Auf keinen Fall sei sie ausreichend, um die Liquidität bis Ende 2025 sicherzustellen. Die dringend benötigte Reform stehe weiter aus. Laut einer Prognose des Iges-Instituts vom Juni könnte der Beitragssatz für die Pflegeversicherung 2030 bereits bei 4,1 Prozent liegen.

Keine Zeichen der Entwarnung gibt es auch bei der Entwicklung der Eigenanteile in der Pflege. Die Ampelregierung hatte im Januar die Pflegezuschläge für Heimbewohner angehoben. Eine Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) im Juli zeigte jedoch, dass dies den rasanten Anstieg der Pflegekosten kaum abbremst. Laut WIdO stieg die durchschnittliche Zuzahlung von Pflegeheimbewohnern für ihre Pflegekosten von 874 Euro pro Monat Ende 2023 auf 895 Euro Mitte 2024. Die von Lauterbach vor diesem Hintergrund in Aussicht gestellte Pflegereform kam nicht über bloße Ankündigungen hinaus. Die Begrenzung der Eigenanteile hatte bereits Lauterbachs Vorgänger Jens Spahn (CDU) auf den Weg gebracht.

Der Ampel-Bruch führt zudem dazu, dass das geplante Pflegekompetenzgesetz nicht mehr verabschiedet werden kann. Mit dem Aus für das Omnibus-Gesetz liegen auch die geplanten Maßnahmen zum Aufbau neuer Pflegestrukturen vor Ort auf Eis. Die AOK macht sich für diesen Ansatz stark. „Wenn wir Menschen im Teilleistungssystem der sozialen Pflegeversicherung auch künftig so lange wie möglich gut in der gewohnten Umgebung versorgen möchten, müssen wir neue Wege in der Pflege gehen“, erklärte Reimann. Hier komme den Kommunen eine zentrale Rolle zu.  (at)

Foto: Eine jüngere Frau schiebt eine ältere Frau im Rollstuhl über eine Wiese.
Die Zahl der Pflegebedürftigen wird in Deutschland auch in den kommenden Jahren deutlich ansteigen. Analysen des Wissenschaftlichen Instituts der AOK im aktuellen Pflege-Report zeigen eine erhebliche Varianz des regionalen Pflegegeschehens.
10.12.2024Susann Behrendt3 Min

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