AOK-Podiumsdiskussion: Experten warnen vor Abstrichen bei Klinikreform
Experten warnen vor einer Verwässerung der geplanten Krankenhausreform. Diese müsse „mit einer inhaltlichen Veränderung einhergehen“, sagte der Leiter der Krankenhausreformkommission, Tom Bschor, bei einer vom AOK-Bundesverband und der Allianz Kommunaler Großkrankenhäuser (AKG) ausgerichteten Podiumsdiskussion Mittwochabend in Berlin.
Es sei keine Reform, wenn das geplante Vorhaltebudget für die Kliniken dazu diene, die jetzigen Strukturen abzusichern. Wichtig sei, dass die Strukturvoraussetzungen und Qualitätsvorgaben für die Kliniken wirklich stringent formuliert würden. Die Kommission sei sehr zurückhaltend, wenn die Bundesländer hier auf Ausnahmeregelungen pochten, „die eigentlich dafür dienen, den Status quo festzuhalten“, betonte der Berliner Klinikpsychiater.
Bschor skizzierte die Probleme der stationären Versorgung. Deutschland gebe im europäischen Vergleich überdurchschnittlich viel für Gesundheit aus. Gleichzeitig schneide es bei der Lebenserwartung nur mittelmäßig ab. Es gebe mit etwa 1.700 Kliniken zwar eine hohe Krankenhausdichte und relativ viel ärztliches und pflegerisches Personal, jedoch heruntergebrochen auf den Behandlungsfall würden sich hierzulande wenige Ärzte und Pfleger um viele Patienten kümmern müssen. „Das Pflegepersonal rennt sich die Hacken wund“, sagte Bschor. Dies liege daran, dass in Deutschland sehr viel im Krankenhaus behandelt werde. Zudem seien die Kliniken im Schnitt klein. Nötig sei eine stärkere Konzentration.
Die Vorstandsvorsitzende der AOK Bayern, Irmgard Stippler, betonte die gemeinsame Verantwortung aller an der Reform Beteiligten. Es sei wichtig, zusammen Lösung zu entwickeln, aber auch die Angst aus dem Thema herauszunehmen. „Wir müssen die Menschen mitnehmen und ihnen Sicherheit geben, dass ihre Versorgung für die Zukunft gesichert ist.“ Niemand wolle einen kalten Strukturwandel. Deutschland brauche eine qualitativ hochwertige, bedarfsgerechte Versorgung, die gleichzeitig den Pflegekräften und Ärzten die Arbeit erleichtere.
Die Bevölkerung im ländlichen Raum sei massiv besorgt, dass ihre örtliche Versorgung verloren gehe, erklärte CSU-Gesundheitspolitiker Stephan Pilsinger. AKG-Chef Matthias Bracht hielt dagegen. Man könne der Bevölkerung nicht suggerieren, dass Deutschland eine gute Versorgung in ländlichen Gebieten habe. Er beobachte mit Sorge, dass sich die Ansätze der Reform immer mehr verwässerten. Eine Verringerung der Zahl der Kliniken bedeute nicht, dass sich die Versorgung im ländlichen Raum verringere, sagte Grünen-Gesundheitsexperte Armin Grau. (at)
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