Praxispersonal stärker einbinden – jeder Vierte sieht keinen Arzt
Gesetzlich Versicherte haben in Hausarztpraxen häufiger als vor der Corona-Pandemie ausschließlich Kontakt mit nicht-ärztlichem Personal – und befürworten das. In 25 Prozent der Fälle hatten sie laut einer heute veröffentlichten Befragung des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-SV) kein Gespräch mit dem Hausarzt oder der Hausärztin. Zwar ist demnach der Anteil dieser Kontakte mit dem nicht-ärztlichen Personal gegenüber der letzten Befragung in Jahr 2022 auf 32 Prozent etwas gesunken, doch liegt er weiterhin über dem Wert von 2019, vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie. Damals hatte er 21 Prozent erreicht. Auch in den Facharztpraxen sei der Kontaktanteil ausschließlich mit dem Praxispersonal seit 2019 von neun Prozent auf 13 Prozent gestiegen.
„Mehr Kompetenzen und eine stärkere Einbindung des nicht-ärztlichen Praxispersonals könnten Ärztinnen und Ärzte in der Sprechstunde entlasten“, erklärte die stellvertretende Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes, Stefanie Stoff-Ahnis. „Fast die Hälfte der befragten GKV-Versicherten sieht hier eine sinnvolle Veränderung im Praxisalltag.“ Nicht-ärztliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter übernehmen den Angaben zufolge neben verwaltungstechnischen Arbeiten wie der Terminvergabe auch medizinische Aufgaben, etwa Impfungen, Blutabnahmen oder die Informationsvermittlung im persönlichen Gespräch. „Hinsichtlich der demografischen Entwicklung ist es wichtig, zügig die Kompetenzen des nicht-ärztlichen Personals zu fördern und anzuerkennen“, erläuterte Stoff-Ahnis. „Ebenso müssen die gesetzlichen Weichen gestellt werden, um entsprechend qualifizierten Berufsgruppen geeignete medizinische Aufgaben zu übertragen.“
Darüber hinaus hielten es 44 Prozent der Befragten für sinnvoll, dass Pflegefachkäfte Ärzte umfangreich unterstützen und dass sie eigenständig einen Teil der medizinischen Versorgung übernehmen (45 Prozent). Weiteres Ergebnis der Befragung: Bei der Zusammenarbeit von Haus- und Facharztpraxen ist noch Luft nach oben. So bewerteten 37 Prozent der Versicherten die Zusammenarbeit positiv, 20 Prozent negativ und für ein Drittel war sie lediglich befriedigend. Für 46 Prozent der Befragten dauerte es zu lange, bis alle Untersuchungen abgeschlossen waren. Doppeluntersuchungen lagen nach den Angaben bei 20 Prozent der Befragten vor. „Wir sprechen uns deshalb explizit für den Ausbau von kooperativen Versorgungsformen aus“, so Stoff-Ahnis weiter. (bhu)
(In der ersten Version hieß es in der Überschrift "Nur jeder Vierte sieht den Arzt". Wir haben den Fehler korrigiert.)