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„Gesundes-Herz-Gesetz“: AOK sieht falsche Schwerpunkte

18.06.2024 3 Min. Lesedauer

Der Gesetzesplan von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach für bessere Herzgesundheit stößt auf ein verhaltenes Echo. Der AOK-Bundesverband betonte, die Schwerpunktsetzung des Gesetzes werfe grundsätzliche Fragen auf. Der geplante breite Einsatz von Screenings und Statinen schon bei Kindern und Jugendlichen gehe „in die völlig falsche Richtung“. Auch der Verband der Ersatzkassen (Vdek) forderte „mehr Prävention statt immer mehr Kuration“. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) sieht neben positiven Ansätzen noch „Luft nach oben“.

Laut Referentenentwurf, der G+G vorliegt, sollen Krankenkassen ihre Versicherten im Alter von 25, 35 und 50 Jahren zum Herz-Check einladen. Auch Apotheken sollen in die Vorsorge eingebunden werden. Risikopatienten sollen Statine zur Cholesterin-Senkung früher und einfacher verschrieben bekommen. Die Früherkennung soll schon bei Kindern ansetzen. Jugendliche sollen im Rahmen der J1-Untersuchung im Alter von zwölf bis 14 Jahren über Risiken wie Rauchen aufgeklärt werden. Finanzieren sollen das Gesetz die Krankenkassen, indem sie bisherige Vorsorgeleistungen umstrukturieren.

Der AOK-Bundesverband kritisierte den frühen Einsatz von Cholesterinsenkern bei Kindern. „Statine sind keine Smarties“, warnte Verbandschefin Carola Reimann. Lebensstil-Fragen, die in gesamtgesellschaftlicher und elterlicher Verantwortung lägen, würden in die Medizin verschoben. Das Gesunde-Herz-Gesetz (GHG) mache Kinder zu chronisch kranken Patienten. „Probleme wie Bewegungsmangels oder falschen Ernährung können nicht durch frühzeitigere Medikamenten-Verordnung und das Lächerlichmachen von qualitätsgesicherten Präventionskursen behoben werden“, kritisierte Reimann. Dringend nötig sei ein sinnvoller Mix aus Ernährungs- und Bewegungsangeboten sowie Einschränkungen von Werbung für ungesunde Lebensmittel, die sich an Kinder richtet.

Die Präventionskurse der Krankenkassen erfüllten hohe fachliche Standards, betonte der Vdek. Sie leisteten einen wichtigen Beitrag, „Krankheiten zu vermeiden, statt sie später aufwendig zu kurieren“. Die KBV begrüßte den Plan für regelmäßige zusätzliche Check-ups. Im Entwurf fehle jedoch „eine wirklich konsequente Umsetzung des Präventionsgedankens“, kritisierten die Kassenärzte. Diese müsse schon in den Schulen anfangen, damit Kinder lernten, „herzgesünder zu leben“. Ende Mai hatte Lauterbach auf Deutschlands miserables Abschneiden bei der Lebenserwartung in Westeuropa hingewiesen. „Die mangelnde Prävention von Herzkrankheiten ist die wichtigste Ursache“, schrieb der SPD-Politiker auf X. (at)

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