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Kassenchef will „Krankenstands-Gipfel“

25.10.2024 3 Min. Lesedauer

Angesichts der hohen Fehlzeiten hat Andreas Storm, Vorstandsvorsitzender der DAK-Gesundheit, eine politische Aufarbeitung gefordert. Die zuständigen Minister für Arbeit und Gesundheit, Hubertus Heil und Karl Lauterbach, sollten „eine gründliche und seriöse Debatte über die Ursachen anstoßen", sagte der Kassenchef „t-online“. Der hohe Krankenstand sei eine „enorme Belastung“.

Zugleich warnte Storm vor einer „Vorverurteilung“ kranker Menschen oder Unterstellungen hinsichtlich der telefonischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (AU). „Niemand meldet sich grundlos krank“, machte die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann, im Interview mit dem „Handelsblatt“ heute deutlich.

Bei dem Treffen sollten Vertreter der Krankenkassen, Ärzte, Wissenschaftler sowie Fachpolitiker zusammenkommen, um über die „wahren Gründe“ des hohen Krankenstands zu sprechen, schlug Storm vor. Eine „Blaumacherdebatte“ helfe nicht weiter. Aus den Daten der Kassen ließen sich Ansätze herausarbeiten, die über Corona-Spätfolgen hinausgingen und „genauer untersucht werden müssten“. So weist etwa der aktuelle Fehlzeitenreport 2024 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) darauf hin, dass Mitarbeitende mit einer emotionalen Bindung ans Unternehmen weniger krank sind. Die Sorgen der Wirtschaft brachte jüngst Allianz-Chef Oliver Bäte auf den Punkt: „Ohne den enorm hohen Krankenstand wäre die deutsche Wirtschaft im vergangenen Jahr nicht um 0,3 Prozent geschrumpft, sondern um knapp 0,5 Prozent gewachsen.“

„An der telefonischen Krankschreibung zu sägen, wie Finanzminister Christian Lindner das vorgeschlagen hat", so Storm, sei „kontraproduktiv“. Reimann wies darauf hin, dass etwa psychische Erkrankungen, die oft mit längeren Ausfallzeiten verbunden seien, in den vergangenen zehn Jahren um 47 Prozent zugenommen hätten. Zudem würden infolge der Digitalisierung Krankmeldungen vollständiger erfasst. Reimann positionierte sich klar zur telefonischen AU. Sie habe den „großen Vorteil“, dass ein kranker und infektiöser Patient gerade nicht im Wartezimmer sitze. Die AU sei auch nicht „leicht“ zu bekommen, Patienten müssten dem Arzt bekannt sein. Zudem gäben die Zahlen einen Missbrauch nicht her. So habe es etwa in Corona-Zeiten mal die Möglichkeit zur telefonischen AU gegeben, mal nicht. Damals habe es auch keine Ausschläge gegeben. Laut Wochenbericht des Robert-Koch-Instituts (RKI) nahmen Atemwegserkrankungen, die einen Großteil der Fehlzeiten begründen, in vergangenen Woche zwar leicht ab, bleiben aber auf hohem Niveau. (sg)

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