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Lauterbach: Arzneimittel-Liste für Long Covid beschlossen

17.09.2024 2:30 Min. Lesedauer

Long-Covid-Erkrankte sollen leichteren Zugang zu symptomlindernden Medikamenten erhalten. Wie Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach heute nach dem vierten Runden Tisch zu Long Covid (LC) mitteilte, wurde nun eine Medikamenten-Liste beschlossen. Die angekündigte Off-Label-Liste lässt weiter auf sich warten. „Es gibt noch keine Heilung, aber viel Hoffnung.“ Zugleich warnte eine Studie des Schweizer Rückversicherungskonzerns Swiss Re vor anhaltenden Folgen der Pandemie für die gesamte Bevölkerung: Corona könnte in vielen Ländern zu einer langen Periode an Übersterblichkeit führen. Diese könnte weit in die 30er Jahre dieses Jahrhunderts reichen. Grund seien direkte, aber auch indirekte Folgen der Pandemie.

Lauterbach erwartet diesen Winter wieder Millionen Corona-Infektionen und als Folge auch eine wachsende Zahl von LC-Kranken. Auch von den Geimpften und Vorinfizierten erkrankten wahrscheinlich zwei Prozent an LC. „Wenn Sie überlegen, dass sich Millionen Menschen in diesem Winter wieder an Covid infizieren werden, sprechen wir über zehntausende, vielleicht wieder hunderttausende Menschen.“ Eine Untergruppe davon entwickle das „gefürchtete“ Symptombild MECFS. Beim runden Tisch diskutierten Experten und Betroffene über Ansätze für eine bessere Versorgung.

Laut Swiss Re gehen die Nachwehen von Corona über Long Covid hinaus: Bis heute sähen viele Länder eine erhöhte Gesamtsterblichkeit. Wenn nicht gegengesteuert werde, könne diese die nächsten zehn Jahre andauern. Demnach könnten die Sterbefälle in den USA und Großbritannien noch 2033 um drei beziehungsweise 2,5 Prozent höher liegen als vor der Pandemie. Allein die USA hätten 2023 jede Woche im Durchschnitt 1.500 direkte Corona-Todesfälle verzeichnet. Das seien ähnlich viele wie durch Fentanyl oder Schusswaffen. Zugleich meldeten beide Länder einen unerklärten Anstieg Herz-Kreislauf-Toter; andere Länder registrierten mehr Krebs-Todesfälle.

„Covid-19 ist noch längst nicht vorbei“, sagte Paul Murray, CEO L&H Reinsurance bei Swiss Re. Normalerweise normalisierten sich Schwankungen bei der Sterblichkeit recht zügig. Dies sei bei Corona nicht der Fall. Murray mahnte Gegenmaßnahmen an. „Der erste Schritt ist, Covid-19 unter Kontrolle zu bringen, etwa durch Impfungen für gefährdete Personen. Längerfristig sind medizinischer Fortschritt, eine Rückkehr zum normalen Gesundheitsbetrieb und eine gesündere Lebensweise der Schlüssel.“ Für die Studie wurden unter anderem Daten aus den USA, Großbritannien, Italien und Belgien ausgewertet. (cm)