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Studie: Viele Schmerzpatienten sind schlecht versorgt

04.06.2024 2 Min. Lesedauer

Viele der rund 23 Millionen Menschen mit chronischen Schmerzen in Deutschland sind nach Erkenntnissen der Deutschen Schmerzgesellschaft nicht ausreichend versorgt. Aktuelle Daten zeigten „gravierende Lücken in der Schmerzversorgung und bei der Erreichbarkeit von Einrichtungen“, kritisierte heute Frank Petzke, Präsidiumsmitglied der Deutschen Schmerzgesellschaft, anlässlich des 13. Aktionstages gegen Schmerz. Mit Blick auf die Klinikreform fordere die Deutsche Schmerzgesellschaft von der Politik daher, eine eigene Leistungsgruppe „Interdisziplinäre multimodale Schmerzmedizin“ mit entsprechenden Qualitätsvorgaben und Vorhaltepauschalen einzuführen.

Petzke monierte, dass die Krankenhausreform zu keiner positiven Veränderung beitragen werde. Im Gegenteil drohten gerade nötige spezialisierte Zentren weiter „ausgedünnt“ zu werden und wegzufallen, wodurch sich die Versorgung für Schmerzpatienten weiter verschlechtere. Zur Untermauerung nannte er eine bisher unveröffentlichte Analyse von 1.000 Modellpatienten in Deutschland. Demnach beträgt die Anfahrt zu universitären Schmerzambulanzen zwischen 48 bis maximal 161 Kilometer, zu vollstationären Einrichtungen 26 bis zu 244 Kilometer und zu teilstationären Schmerztageskliniken 51 bis maximal 237 Kilometer. „Insbesondere mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist für 68 bis 75 Prozent der Betroffenen der Weg nur unrealistisch zu bewältigen“, so das Fazit der Studie. Darüber hinaus werde der Mangel an Schmerzspezialisten die Situation noch verschärfen, sagte Petzke.

Es sei wichtig, über die Entstehung von Schmerz aufzuklären und Betroffenen Wege daraus aufzuzeigen, betonte Thomas Isenberg, Geschäftsführer der Deutschen Schmerzgesellschaft. Schmerz werde häufig unterschätzt, könne sich schnell chronifizieren, körperliche Einschränkungen zur Folge haben und die Lebensqualität erheblich mindern. Das führe nicht nur zu persönlichem Leid, sondern richte auch erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden an. Isenberg zufolge verursachen chronische Schmerzen in Deutschland jährliche Kosten von schätzungsweise 38 Milliarden Euro. Davon entfielen lediglich etwa zehn Milliarden Euro auf die Behandlungskosten – der Rest sei Krankengeld, Arbeitsausfall und Frühberentungen zuzuschreiben. „Es ist daher wichtig, Schmerzen frühzeitig zu behandeln“, so Isenberg. „Doch bei mehr als der Hälfte aller Menschen mit chronischen Schmerzen dauert es mehr als zwei Jahre, bis sie eine wirksame Schmerzbehandlung erhalten.“ (bhu)