Suchtbericht: Deutsche trinken und rauchen zu viel
Die vergleichsweise niedrigen Preise für Alkohol hierzulande haben nach Angaben der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) fatale Folgen. Neben großen gesundheitlichen Schäden verursache Alkoholkonsum auch ökonomische Folgekosten von über 57 Milliarden Euro jährlich, teilte die DHS heute anlässlich der Veröffentlichung des „Jahrbuch Sucht 2025“ mit. Nach den neuesten verfügbaren Zahlen sterben jährlich rund 47.500 Menschen wegen Alkohol. Daneben sei Rauchen das „bedeutendste einzelne Gesundheitsrisiko“ und führende Ursache vorzeitiger Sterblichkeit. Um dem entgegenzuwirken fordert DHS-Vorstandsvorsitzender Norbert Scherbaum eine „konstruktive, forschungsbasierte und zukunftsfähige Sucht- und Drogenpolitik“.
„Bei Verbrauchsteuern auf alkoholische Getränke ist jahrzehntelang kaum etwas passiert“, beklagt DHS-Geschäftsführerin Christina Rummel. Die Forschung zeige aber, dass der Alkoholkonsum über höhere Preise gesenkt werden könne. Diese seien ein effektives Mittel, um „der Gesundheit von Millionen Menschen den Vorrang gegenüber den wirtschaftlichen Interessen der Alkoholindustrie einzuräumen“. Ähnlich argumentiert der Intensivmediziner Christian Karagiannidis. „Alkohol und Rauchen sind zwei wesentliche Treiber der im europäischen Vergleich unterdurchschnittlichen Lebenserwartung in Deutschland. Eine zweckgebundene Steuererhöhung auf hochprozentigen Alkohol und Tabak wäre sehr wirksam“, schrieb er auf X.
Der Suchtforscher Jakob Manthey rechnet vor: „Im Jahr 2022 nahmen Estland, Litauen und Lettland zwischen 167 Euro und 218 Euro pro Kopf an Verbrauchsteuern aus dem Verkauf von alkoholischen Getränken ein, während in Deutschland – bei ähnlichem Pro-Kopf-Alkoholkonsum – nur 44 Euro pro Kopf eingenommen wurden.“ Würde der Preis einer Flasche Bier durch höhere Verbrauchsteuern von 1,00 Euro auf 1,05 Euro steigen, ließen sich nach seiner Rechnung zusätzliche 1,4 Milliarden Euro an Steuereinnahmen generieren, der Pro-Kopf-Alkoholkonsum um 2,2 Prozent senken und der Tod von etwa 850 Personen in einem Jahr hinauszögern.
An den Folgen des Rauchens, einschließlich regelmäßigen Passivrauchens, starben nach jüngsten Zahlen der Global-Burden-of-Disease-Studie (GBD) im Jahr 2021 rund 99.000 Menschen in Deutschland. 2024 rauchten nach aktuellen Ergebnissen der Deutschen Befragung zum Rauchverhalten (DEBRA-Studie) 30,4 Prozent der Bevölkerung. Allerdings sei der Anteil bei Jugendlichen unter 18 Jahren deutlich geringer und liege laut der Drogenaffinitätsstudie 2023 für die 12- bis 17-Jährigen bei 6,8 Prozent. In der Altersgruppe der jungen Erwachsenen (18 bis 25 Jahre) falle er mit 26,3 Prozent deutlich höher aus. (ter)
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