Überdurchschnittlich viele Heilmittel-Verordnungen im Osten
Die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) für Heilmittel sind 2022 im Vergleich zum Vorjahr um acht Prozent gestiegen; binnen zehn Jahren haben sie sich verdoppelt. Überdurchschnittlich viele Verordnungen stellten Ärzte in ostdeutschen Bundesländern aus. Das geht aus dem heute veröffentlichten Heilmittelbericht des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor, der erstmals auch regionale Unterschiede transparent macht.
Für die rund 73 Millionen GKV-Mitglieder wurden laut Auswertung im Jahr 2022 rund 37,8 Millionen Heilmittelverordnungen abgerechnet. Diese umfassten insgesamt 317 Millionen einzelne Behandlungen. Der Heilmittelumsatz, also die Summe aus GKV-Ausgaben und Patientenzuzahlungen, betrug 2022 rund 11,1 Milliarden Euro. Damit lag er 2022 um knapp acht Prozent über dem des Vorjahres. Zum Vergleich: 2013 waren es noch 5,4 Milliarden Euro. Besonders häufig müssen pflegebedürftige Menschen über 65 Jahren diese medizinischen Leistungen in Anspruch nehmen. In allen vier untersuchten Leistungsbereichen – Physio-, Ergo- sowie Sprachtherapie und Podologie – zeigt die statistische Auswertung ein Umsatzplus. Die Spanne reicht dabei von 6,4 Prozent (Physiotherapie) bis 21,9 Prozent (Podologie). In jeder Altersgruppe verordneten Ärzte pflegebedürftigen Frauen häufiger Heilmittelbehandlungen als Männern.
Der häufigste Grund für eine Heilmittelverordnung war dem Report zufolge Diabetes mellitus. Diese Diagnose stellten Ärzte 2022 bei 17,8 Prozent der pflegebedürftigen Patienten (143.000 AOK-Versicherte) als Behandlungsanlass. Nahezu ebenso groß ist mit 17,2 Prozent der Anteil der Patienten mit Symptomen, die das Nervensystem und das Muskel-Skelett-System betreffen (137.600 AOK-Versicherte).
Der Heilmittelbericht beleuchtet erstmals auch regionale Unterschiede. Die Ergebnisse zeigen eine überdurchschnittliche Versorgung in Sachsen, Thüringen, im Süden von Sachsen-Anhalt, im südlichen Brandenburg und im Nordosten Mecklenburg-Vorpommerns. Im Westen Deutschlands gibt es nur einzelne Regionen mit vergleichbar hohen Verordnungszahlen. „Hierbei dürften Unterschiede im Versorgungsbedarf und in den Angebotsstrukturen eine Rolle spielen“, sagte WIdO-Chef Helmut Schröder. (fb)
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