Überlastete Notaufnahmen: Oft hakt es bei der ambulanten Terminvergabe
Eine schnellere Terminvergabe über die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) könnte die Notaufnahmen in Kliniken entlasten. Das ist das Ergebnis der repräsentativen Versichertenbefragung 2024 des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-SV). „Wenn Versicherte nur deshalb die Notaufnahme im Krankenhaus aufsuchen, weil sie keine Sprechstundentermine in einer ärztlichen Praxis erhalten, dann läuft etwas gewaltig schief“, kommentierte die stellvertretende Verbandsvorsitzende Stefanie Stoff-Ahnis die heute veröffentlichten Zahlen. Demnach gingen 28 Prozent derer, die sich in der Notaufnahme behandeln ließen, davon aus, dass auch die Behandlung in einer Arztpraxis möglich gewesen wäre. Rund 58 Prozent davon hätten auf einen Besuch der Notaufnahme verzichtet, wenn ihnen die KV innerhalb von 48 Stunden einen fachärztlichen Termin vermittelt hätte.
Laut GKV-Versichertenbefragung suchte ein Viertel der gesetzlich Versicherten innerhalb von zwölf Monaten eine Notaufnahme auf. Nur 40 Prozent davon wurden danach stationär behandelt. 60 Prozent glaubten allerdings, nicht ambulant versorgt werden zu können. „Hilfesuchende müssen schnell und gezielt dahin geleitet werden, wo sie bedarfsgerecht medizinisch versorgt werden. Das muss, egal ob ambulant oder stationär, 24/7 bundesweit einheitlich geschehen“, sagte Stoff-Ahnis. Als Hauptgrund für den Besuch der Notaufnahme nannten 38 Prozent „bereits geschlossene Arztpraxen“. 68 Prozent sahen eine Behandlung dort als „dringend erforderlich“ an. Für die Untersuchung befragte eine Marktforschungsfirma zwischen dem 5. März und dem 29. April 3.512 GKV-Versicherte im Alter von 18 bis 80 Jahren online.
Stoff-Ahnis forderte „die nächste Bundesregierung auf, endlich für eine Notfallreform zu sorgen, die die Akutversorgung deutlich verbessert“. Aktuelle Pläne hatten es wegen des Ampel-Aus nicht mehr in die parlamentarischen Beratungen geschafft. Ein Kernpunkt waren Integrierte Notfallzentren (INZ), gebildet aus einer KV-Notdienstpraxis im oder am Krankenhausstandort und einer zentralen Ersteinschätzungsstelle, die klärt, ob ein Notfall stationär behandelt werden muss oder auch ambulant versorgt werden kann. Dazu sollten mit den Rettungsleitstellen vernetzte „Akutleitstellen“ bei den KVen hilfesuchende Patienten steuern. Ambulante Erstversorgung sollte demnach rund um die Uhr gewährleistet werden. Bereits in der Legislaturperiode davor hatte es eine geplante Notfallreform nicht in den Bundestag geschafft. (rbr)