US-Klagen wegen Jugendschutz: Wie Social Media der Gesundheit schaden
Die Gefahren von Facebook, Twitter, TikTok & Co. für seelische Gesundheit und Wohlbefinden werden deutlich unterschätzt. Darauf wiesen Experten heute im Gespräch mit G+G hin. Zahlreiche Studien zeigten inzwischen, dass intensive Social-Media-Nutzung anfälliger für Angststörungen, Depressionen, Schlafprobleme und sogar Suizidgedanken mache.
Umgekehrt wirke sich eine reduzierte Social-Media-Zeit positiv auf Psyche und Lebensstil aus, sagte die Forscherin und Psychologin Julia Brailovskaia von der Uni Bochum. Auch der Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Burkhard Blienert, warnte vor „ungesundem Nutzungsverhalten“. Gerade in der Pandemie habe der Konsum von Streaming-Diensten und Social Media „besorgniserregend“ zugenommen. Er plädierte für mehr Aufklärung, um das Bewusstsein für die Risiken zu schärfen.
33 US-Bundesstaaten verklagen nun gemeinsam den Konzern Meta. Sie werfen ihm vor, gerade Kinder und Jugendliche so zu manipulieren, dass sie immer mehr Zeit auf seinen Plattformen wie Facebook und Instagram verbrächten, obwohl Meta die negativen Folgen bekannt seien. Brailovskaia bestätigte dieses Problem. Ein Hebel sei die „Like“-Funktion. „Likes“ lösten einen Dopaminschub – also ein Belohnungsgefühl – aus, was zu einer längeren Nutzung anreize. „Wir sprechen in diesem Kontext noch nicht von Sucht, aber von suchtartigen Tendenzen.“ Das gehe so weit, dass Nutzer eine emotionale Bindung zu den Plattformen entwickelten. Laut einer AOK-Umfrage verzerren Social Media zudem auch das Selbstbild junger Menschen.
Blienert sieht großen Aufklärungsbedarf. Kinder und Jugendliche müssten frühzeitig, etwa von Eltern und in Schulen, einen kritischen Umgang mit Internet-Angeboten lernen. Es sei „ungesund“, wenn „sie nur noch in der virtuellen Welt unterwegs sind, ihre Freunde und manchmal sogar das Essen und Schule vernachlässigen“, sagte der Drogenbeauftragte G+G. Brailovskaia riet Eltern, Kindern Alternativen in der realen Welt wie Sport und Achtsamkeitsübungen zu ermöglichen.
Nicht zuletzt die Pandemie und die Lockdowns hätten den Online-Trend verstärkt, so die Expertin. Damit habe auch die suchtartige Social-Media-Nutzung zugenommen. Es gehe nicht darum, Social Media zu verteufeln, sondern bewusster zu nutzen. Brailovskaia verwies auf Studien, in denen Teilnehmer ihre Social-Media-Zeit gezielt reduzierten. Dabei gingen mit der Zeit negative Gefühle zurück und die Lebenszufriedenheit nahm zu. Mehr noch: Die Teilnehmer veränderten ihren Lebensstil, waren körperlich aktiver und rauchten weniger. (cm)
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