Verbände fordern Nationalen Drogen- und Suchtrat
Eine neue Drogen- und Suchtstrategie fordern Suchthilfeverbände von der künftigen Bundesregierung. „Wir brauchen in der 21. Legislaturperiode einen Nationalen Drogen- und Suchtrat unter Beteiligung von Zivilgesellschaft wie Suchthilfeverbänden, Selbsthilfe und Wissenschaft“, sagte Gabriele Sauermann vom Paritätischen Gesamtverband heute in Berlin. „Wir müssen jetzt handeln um unsere Gesellschaft resilient und zukunftsfähig zu machen. Für die viel beschworene politische Wende brauchen wir keinen Abbau, sondern einen Aufbau suchtpolitischer Strukturen auf Bundesebene und natürlich auch spiegelbildlich auf Länderebene.“
Die bis heute gültige Nationale Strategie aus dem Jahr 2012 setze konsequent auf Schadens- und Angebotsreduzierung sowie auf Strafverfolgung als eine wesentliche Säule neben Prävention, Beratung und Behandlung, monierte Sauermann. Die repressive Politik sei nicht geeignet, den Konsum zu reduzieren.
„Jeder Zehnte in Deutschland hat ein Suchtproblem. Jährlich sterben circa 130.000 Menschen an den Folgen von Tabakkonsum, circa 40.000 Menschen jährlich an den Folgen von Alkoholkonsum“, sagte Eva Egartner vom Fachverband Drogen- und Suchthilfe. Dennoch finde das Thema gesellschaftlich und politisch wenig Beachtung. In den aktuellen Koalitionsverhandlungen komme es kaum vor und wenn, dann eher durch Bemühungen, Erreichtes wieder zurückzudrehen, wie das Cannabisgesetz. Das Cannabisgesetz abzuwickeln, wie es Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz plane, wäre jedoch fatal, betonte Heino Stöver, Vorsitzender des Vereins akzept. Seit Inkratfttreten des Gesetzes vor einem Jahr seien die Kriminalisierungsraten laut Bundeskriminalamt um mehr als die Hälfte zurückgegangen. Das wäre ein Zurück in die Strafverfolgung statt das Thema Cannabis auf einer sachlichen, gesundheitsorientierten Ebene zu diskutieren.
„Die Zeche zahlt die gesamte Gesellschaft. 57 Milliarden Euro allein kostet uns der Alkoholkonsum, 97 Milliarden Euro jährlich der Tabakkonsum“ machte Christina Rummel, Geschäftsführerin der Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen, deutlich. Belastet werden nicht nur das Gesundheitswesen und die Sozialkassen, sondern auch private Haushalte, Arbeitgeber, Familien und Sozialräume. „Jeder Euro, der in die Suchtberatung investiert wird, erspart der Gesellschaft 17 Euro.“
Mit Blick auf die CDU-Pläne, die Beauftragten Stellen zu halbieren, warb Sauermann für das Amt des Bundesdrogenbeauftragten als verlässlichen Ansprechpartner im Gesundheitsministerium. Er greife die Problemlagen auf und werde zum Resonanzverstärker, so Sauermann. (bhu)