Verbände plädieren für gesetzlich geregelte Suizidprävention
Anlässlich des Welttages der Suizidprävention morgen fordern Verbände eine Stärkung der Suizidprävention und einen verbindlichen gesetzlichen Rahmen dafür. „Wenn Menschen sagen, dass sie nicht mehr leben wollen, sind wir alle gefordert“, sagte der Präsident der Diakonie Deutschland, Rüdiger Schuch, heute. Das im Sommer 2023 vom Bundestag geforderte Suizidpräventionsgesetz sei ein notwendiger Schritt zum Schutz von Menschenleben. Auch Ärztevertreter sprechen sich für eine klare gesetzliche Regelung aus.
Nach Worten Schuchs muss Prävention früh ansetzen und alle Personengruppen erreichen, „insbesondere auch Kinder und Jugendliche, bei denen der Suizid die zweithäufigste Todesursache darstellt“. Der Präsident der Ärztekammer Berlin, Peter Bobbert, bezeichnete die Suizidprävention als eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Allerdings bleibe bei der Anfang Mai von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorgestellten Nationalen Suizidpräventionsstrategie die Finanzierung ungeklärt. Die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach rief Lauterbach dazu auf, den Entwurf für das angekündigte Suizidpräventionsgesetz „endlich“ vorzulegen.
Nach Angaben der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention leiden neun von zehn Menschen, die sich das Leben nehmen, an einer psychischen Erkrankung, insbesondere an Depressionen. Aber auch andere psychische Erkrankungen wie Suchterkrankungen, Schizophrenie oder Essstörungen gingen mit einem deutlich erhöhten Suizidrisiko einher. „Depressionen und auch viele andere psychische Erkrankungen lassen sich gut behandeln. Dann kommt die Hoffnung und die Lebensfreude zurück, auch wenn die Lebenssituation sonst unverändert ist“, erklärte Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe und Suizidprävention, gegenüber G+G. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rief dazu auf, von einer „Kultur des Schweigens und der Stigmatisierung zu einer Kultur der Offenheit, des Verständnisses und der Unterstützung überzugehen“.
In Deutschland sterben im Durchschnitt täglich mehr als 25 Personen durch Suizid. Im Jahr 2023 nahmen sich nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) 10.304 Menschen das Leben. Das waren mehr als dreimal so viele Todesfälle wie beispielsweise infolge von Verkehrsunfällen. Gegenüber dem Vorjahr nahm die Zahl der Suizide um 1,8 Prozent zu, gegenüber 2019 betrug der Anstieg 14 Prozent. (ts)