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Viele Tote durch Fehlmedikation: Kritik an Lauterbach

11.07.2024 2 Min. Lesedauer

Durch eine engere Zusammenarbeit zwischen Ärzten und Apothekern sowie durch bessere Fehlermeldesysteme könnten in Deutschland tausende Sterbefälle vermieden werden. Bessere Kommunikation sei wichtig. In dem Moment, in dem Schäden aufträten, müssten diese gemeldet werden, erklärte der Vorsitzende der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft, Wolf-Dieter Ludwig, heute bei einer Veranstaltung der „Apotheken Umschau“ in Berlin. Der Arzt und Gesundheitswissenschaftler Kai Kolpatzik sprach von 2.500 vermeidbaren Todesfällen durch Medikationsfehler jährlich in Deutschland.

„Wir sind jedes Jahr mit einer zunehmenden Zahl an neuen Arzneimitteln konfrontiert, und es wäre grob naiv zu erwarten, dass sich die Ärzte über diese Medikamente, über pharmakologische Wirkungen, Risiken und Nebenwirkungen adäquat informieren können“, sagte Ludwig. Allein er als Onkologe sehe jedes Jahr zehn bis zwölf neue Medikamente. So hätten in den USA neuartige Therapien zu bösartigen Tumoren geführt, nachdem genetisch modifizierte Zellen in die Körper von Patienten gebracht wurden.

Kolpatzik warnte zudem vor einer weiteren Belastung des Gesundheitssystems. „Rund 250.000 Menschen müssen jedes Jahr durch vermeidbare Medikationsfehler ins Krankenhaus.“ Die Kosten beliefen sich „auf mehr als eine Milliarde Euro“, sagte Kolpatzik, Wissenschaftschef der Verlagsgruppe Wort & Bild.

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05.08.20241 Min

Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA), kritisierte in Zusammenhang mit Fehlmedikationen Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Der kürzlich vorgestellte Entwurf zur Apothekenreform beinhalte „Apotheken ohne Apothekerinnen und Apotheker“. Würden diese Pläne realisiert, wäre eine qualifizierte pharmazeutische Beratung obsolet, blieben Medikationsfehler möglicherweise unerkannt. Als „unverantwortliche Patientengefährdung“ bezeichnete Overwiening Lauterbachs Pläne.

Der Minister hatte vorgeschlagen, dass Zweigapotheken künftig unter bestimmten Voraussetzungen ohne Apotheker geleitet werden können. Arzneimittelkommissionschef Ludwig kritisierte den Vorschlag heute als „skandalös“ und „gefährlich“. Um Patienten vor Medikationsfehlern zu schützen, sei eine Interaktion zwischen Ärzten und fachlich qualifizierten Apothekern unabdingbar. (fb)