Klimakrise: Wärmstes Jahr seit Wetteraufzeichnungen
Das Jahr 2023 wird global das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen. Bis Ende November habe die Durchschnittstemperatur um 1,46 Grad Celsius über der vorindustriellen Vergleichsperiode 1850 bis 1900 gelegen, teilte der EU-Klimadienst Copernicus nun mit. Immer dramatischer werden auch die Warnungen von Klimaforschern. Sie befürchten regelrechte „Kippkaskaden“. Bereits fünf große Natursysteme liefen Gefahr, ihren jeweiligen Kipppunkt zu überschreiten, heißt es in einem heute vorgelegten Bericht von 200 internationalen Forschern zum Weltklimagipfel in Dubai.
In der 500 Seiten umfassenden Studie warnen die Autoren vor kaum noch umkehrbaren Kettenreaktionen. Inzwischen seien fünf relevante Natursysteme in Gefahr. Dies seien das grönländische und westantarktische Eisschild, die subpolare Wirbelzirkulation im Nordatlantik, Warmwasserkorallenriffe und einige Permafrost-Gebiete. Sollte die Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius ansteigen, „könnten mit borealen Wäldern, Mangroven und Seegraswiesen drei weitere Systeme in den 2030er Jahren vom Kippen bedroht sein“, heißt es weiter.
Dies könne gravierende Folgen für „Milliarden von Menschen auf der ganzen Welt“ haben, sagte Jonathan Donges vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, einer der Hauptautoren. Wettermuster könnten sich verändern und Ernten sinken. Der Anstieg der Meeresspiegel könne sich beschleunigen. Dies könne auch soziale Kipppunkte auslösen bis hin zu Unruhen, blutigen Konflikten und dem Zusammenbruch von politischen Institutionen und Finanzsystemen.
Forscher drängen daher auf mehr Tempo beim Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. Sie bezweifeln zunehmend, dass die Erwärmung noch auf 1,5 Grad zu begrenzen ist. Die Bundesregierung will aber weiter am 1,5-Grad-Ziel „arbeiten“. Ziel sei, dieses „in Reichweite“ zu halten, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes. Das Gelingen hänge aber nicht allein von der Bundesregierung ab, schränkte er ein.
Laut Copernicus lieferte 2023 gleich eine Rekordserie. Bis Ende November habe 2023 das bisherige Rekordjahr 2016 um 0,13 Grad Celsius übertroffen. Insgesamt habe 2023 sechs Rekordmonate gesehen, sagte Samantha Burgess, Vize-Direktorin von Copernicus Climate Change. 2023 setzte auch das PhänomenEl Niño ein. Bisher ist dieses laut Copernicus nicht so ausgeprägt wie der sehr starke El Niño 2015 und 2016, der laut Deutschem Wetterdienst mit zahlreichen Temperaturrekorden einherging. Umstritten ist noch, ob der Vulkanausbruch Hunga Tonga 2022, einer der gewaltigsten seit Datenbeginn, die Erderwärmung noch anheizen oder sogar abbremsen könnte. (cm)
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