Nach Reform fast nur generalistische Pflege-Abschlüsse
Im vergangenen Jahr haben 33.600 Pflegefachfrauen und -männer ihre Ausbildung abgeschlossen. Nur ein Prozent von ihnen machte einen spezialisierten Abschluss, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) heute mitteilte. 99 Prozent der Schülerinnen und Schüler des Jahrgangs entschieden sich demnach für einen generalistischen Abschluss. Dies ist der erste Absolventenjahrgang seit Einführung der neuen generalistischen Pflegeausbildung. Nur 300 Absolventen erwarben 2023 den Schwerpunktabschluss Gesundheits- und Kinderkrankenpflege und nur 100 den für Altenpflege. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG) forderte weitere Reformschritte.
Im Zuge der Reform der Pflegeausbildung gibt es seit 2020 eine zweijährige gemeinsame generalistische Ausbildung. Danach können sich die Pflegeschüler auf Kinderkranken- oder Altenpflege spezialisieren oder den generalistischen Pflegeabschluss machen. Insgesamt dauert die Ausbildung drei Jahre. Mit dem generalistischen Abschluss können die Absolventen in allen Bereichen arbeiten. Die Reform soll 2026 evaluiert werden. Kritiker sehen in der generalistischen Ausbildung einen Grund für den Mangel an Fachpersonal in Kinderkliniken und Altersheimen.
Die Ausbildung sei „etwas schwieriger geworden“, sagte Katrin Wolf, stellvertretende Schulleiterin der Pflegeschule der Rummelsberger Diakonie in Nürnberg, heute im „Deutschlandfunk“ (DLF). „Wir haben leider jetzt immer häufiger geeignete Menschen für die Altenpflege, die dann an einer dieser fünf Prüfungen am Ende scheitern.“
Laut Destatis stieg die Zahl der Auszubildenden in der Pflege 2023 um vier Prozent. Im vergangenen Jahr hätten rund 54.400 Menschen eine Ausbildung zur Pflegefachfrau oder zum Pflegefachmann begonnen. 73 Prozent der neuen Azubis waren Frauen.
Trotz der gestiegenen Ausbildungszahlen werde Deutschland den Bedarf an Pflegekräften ohne Reformen mittelfristig nicht decken können, warnte DKG-Chef Gerald Gaß. Zwar seien die Gehälter in der Pflege in den vergangenen Jahren überproportional gestiegen, doch die hohe Arbeitsbelastung durch Personalknappheit führe dazu, dass Pflegekräfte in Teilzeit gingen oder den Beruf ganz verließen. Als Gegenmaßnahme forderte Gaß mehr Entbürokratisierung. Pflegekräfte müssten täglich drei bis vier Stunden im Krankenhaus mit Büroarbeiten verbringen, oft mit Dokumentationspflichten, die medizinisch und pflegerisch nicht notwendig seien. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach habe „bisher keine substanziellen Vorschläge zur Bürokratiereduktion auf den Tisch gelegt“. (at)
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